Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Ich habe eine persönliche Bekleidungsverordnung. Diese Verordnung ist ein kleines unausgesprochenes Gesetz in meinem Kopf, das irgendwann einmal von mir manifestiert wurde. § 3 Abs. 1 meiner PBklVO (Persönliche Bekleidungsverordnung) untersagt mir beispielsweise das Tragen von bauchfreien Kleidungstücken, Abs. 2 regelt die Länge meiner Beinbekleidung und Abs. 3 besagt, dass es mir nicht erlaubt ist, ärmellose Kleidungsstücke zu tragen, die den Blick auf meine Oberarme freigeben.

Ich bin ein eher weiblicher Typ und ich achte sehr darauf, mich vorteilhaft angezogen zu fühlen und meine Vorzüge zu betonen. Oberteile dürfen nicht hochrutschen, wenn ich mich strecke oder bücke. Wenn ich mich setze, haben Röcke und Shorts den Blick nur bis zu einer bestimmten Wohlfühlgrenze freizugeben. Bei engen Kleidungsstücken, darf sich keine Unterwäsche abzeichnen. Auch unbekleidete Oberarme gaben mir bisher das Gefühl, nicht gut angezogen zu sein. Irgendwann sah ich ein ungünstig geschossenes Foto meines Oberarmes und beschloss, dass ich meine Arme zu kräftig finde und sie in ärmellosen Oberteilen doof aussehen. Manche Kleidungsstücke kamen daher für mich nicht mehr in Frage.

Seit einiger Zeit ändert sich meine Denkweise. Die liebe Jenny von exclamation-point hat mir in ihrem letzten Blogpost mit einem „Plädoyer für umschmeichelhafte Kleidung“ noch einmal den letzten Anstoß gegeben. Was bitte ist an meinen kräftigen Oberarmen so schlimm? Meine Arme sehen nicht nur kräftig aus, sie haben tatsächlich auch viel Kraft. Sie sind stark und sie leisten mir schon ein ganzes Leben lang die besten Dienste. Wären sie in irgendeiner Weise gesundheitlich beeinträchtigt, wäre ich komplett aufgeschmissen. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich mit ihnen nur ein kleines Eitelkeitsproblem habe. Sie haben es gar nicht nicht verdient, dem Tageslicht fernzubleiben. Daher habe ich mich für eine kleine Reform entschieden: In den Gesetzen, die ich mir in meinem Oberstübchen selbst auferlegt hatte. Diesen Sommer trage ich ärmellos. So!

Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Ich starte in mein ärmelloses Leben mit dem Skaterkleid Zéphyr von Deer & Doe. Das französische Schnittmuster-Label hatte ich euch bereits im Dezember kurz vorgestellt, als ich euch meinen Ondée Sweater zeigte. Das Kleid ist frisch aus der neuen Frühjahrskollektion. Ich verguckte mich in den sportlichen Look, der ein Bisschen an ein Tenniskleid erinnert. Ja, das Teilchen war ärmellos und es würde in meinen Sommerkleiderschrank wandern.

Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Es ist ein Schnitt, der sich für Strickware (alle Arten von Jersey und Sweat mit mindestens 30% Elastizität) eignet. Es kommt in drei Kleidervariationen daher: Rundhals, V-Ausschnitt und einer zweiteiligen Variante, mit bauchfreiem cropped Top und Rock. Charakteristisch sind die Prinzessnähte, die für einen engen Sitz des Oberteils sorgen und der flatternde Tellerrock. Die Anleitung ist sowohl auf französisch als auch auf englisch beigefügt. Meine Version enthält den V-Ausschnitt.

Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Der Schnitt ist nicht sehr kompliziert. Ich finde ihn gut für leicht fortgeschrittene Anfänger geeignet. Der V-Ausschnitt ist etwas herausfordernd, weil man präzise arbeiten muss, damit die Spitze genau mittig vom Ausschnitt sitzt.

Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Beim Stoff hab ich mich für einen Sweatstoff entschieden, den ich im letzen Sommer bei Prym im Werksverkauf entdeckte. Den frischen Batikdruck mag ich sehr gerne und er war somit perfekt für diesen sommerlichen Schnitt.

Für den ersten Frühlingslook hab ich das Kleid mit meiner Lieblingsjeansjacke und weißen Converse Sneakern kombiniert. Aber, wir werden auch zu zweit ausgehen, das Zéphyr Kleid und ich, ohne Jäckchen über den Ärmeln.

Skaterkleid Zéphyr made by Tweed & Greet

Es wird euch nicht überraschen, dass Zéphyr gleichzeitig mein Beitrag zum Aprilbuchstaben Z unserer 12 Letters of Handmade Fashion Aktion ist, bei der uns die liebe Fredi vom Seemannsgarn Handmade Blog in diesem Monat als Gastgeberin die Ehre gibt. Bis zum 27.04.2016 könnt ihr eure Beiträge bei ihr per Formular einreichen.

Ich bin tatsächlich ein Bisschen stolz über meine kleine Reform. Zwar habe ich immer noch meine Stil-Überzeugungen und werde in absehbarer Zeit bestimmt nicht mit bauchfreien Tops und Hotpants herumlaufen, aber ich hab‘ eine kleine Veränderung in meinem Kopf losgetreten, die mir mehr Freiheit in meiner Kleiderwahl verschafft.

Ihr Lieben, habt ihr auch solche persönlichen Bekleidungsverordnungen in eurem Denkapparat, die euch möglicherweise daran hindern, neue Stile auszuprobieren? Wenn ihr Lust habt, erzählt mir doch einmal davon. Ich freue mich sehr auf eure Sichtweisen.

Ich wünsche euch einen wunderbaren Sonntag!

Liebste Grüße,

Selmin


Fotos: Korinna Zeis vom Blog Golden Cage

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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30 Kommentare

  1. Antworten

    Yvonne

    17. April 2016

    Es steht dir ausgezeichnet dein neues Kleid, ich bin ja immer der Meinung man sollte sich so lieben wie man ist. Ich habe nur diesen einen Körper und ich hüte ihn wie einen Schatz.
    Aber mal eine andere Frage, kann es sein das bei der Stoffwahl eine Elastizität von über 20% gemeint ist und nicht der eigentliche Elasthan Anteil? Das wäre für meine Begriffe recht viel, da Jersey (eigentlich jegliche Art von Strickstoffen) durch ihre Maschen schon dehnbar sind und nur durch einen Elasthan Anteil noch dehnbarer wären. Wobei in der Regel 5 – 8 % üblich sind.
    viele liebe Grüße und viel Freude beim tragen deiner neuen Ärmellosen Mode 😉
    Ývonne
    http://by-yvonne-mania.blogspot.com

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      17. April 2016

      Liebe Yvonne, danke, schöne Sichtweise. Danke auch für den Hinweis, ich hab‘ auch nochmal im Schnitt nachgeschaut, weil ich die Stelle sowieso noch einmal prüfen wollte. Es geht natürlich um die Elastizität. Hab es jetzt aktualisiert. Liebe Grüße und einen schönen Sonntag.
      Selmin

  2. Antworten

    jennifer-heart

    17. April 2016

    Das Kleid steht dir sehr gut! Und deine Reform war eine großartige Idee, denn sonst hättest du uns dein Skater-Kleid nicht präsentieren können.
    Ich habe auch div. Kleiderverordnungen. Am Strand eher Taucheranzug als Bikini, wäre so eine davon! Kleider und Röcke niemals ohne Strumpfhose oder Leggings. Oberarme immer bedeckt. Hähä! Ziemlich bekloppt, aber anders würde ich mich unwohl fühlen!
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      17. April 2016

      Danke meine Liebe! Komm‘ wir machen zusammen die Oberarm-Vorzeig-Challenge:-) Und Deine Beine? Die find ich super!

      • Antworten

        jennifer-heart

        18. April 2016

        Du bist süß! Ok, wir fangen mit den Oberarmen an. Die Beine vielleicht nächstes Jahr… 😉

  3. Antworten

    untermeinemdach

    17. April 2016

    Ach ja… Zum Beispiel für die Fotos vom Januar Rock bei 12lettersofhandmadefashion!???

  4. Antworten

    untermeinemdach

    17. April 2016

    Superschönes Kleid in wunderschöner Selmin! Mit gesunden Armen und gesundem Verstand! Der Schnitt ist toll. am besten gefällt mir der tolle Ausschnitt! Cooler Stoff obendrein! Mehr davon… Liebe Grüße von Britta mit gesunden Beinen, die sie erst zeigt, seit sie 40 ist! 🙂

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      17. April 2016

      Hach, danke liebe Britta! Ja, Hauptsache wir wissen unsere Gesundheit zu schätzen. Die Vernunft kommt dann wohl irgendwann mit steigendem Alter;-). Und Deine Beine in dem Rock sind übrigens Top, jawohl!:-)

  5. Antworten

    craftyneighboursclub

    17. April 2016

    Liebe Selmin, das Kleid ist ein Traum! Jaaa, ich kenne diese Kleiderverordnungen auch, zum Beispiel trage ich auf Veranstaltungen fast nie Hosen. Tssss, jetzt wo ich drüber geschrieben habe, denke ich mal drüber nach. Ich hoffe, du hattest eine schöne Woche. Ganz liebe Grüße, Jule

    • Antworten

      Selmin

      19. April 2016

      Dafür trägst du dann ganz zauberhafte andere Sachen:-) ich frage mich gerade ob Ich dich schonmal in Hosen gesehen hab:-) liebste Grüße nach Hamburg!!

  6. Antworten

    Ani Lorak

    17. April 2016

    Gefällt mir. Und es ist ein großer Unterschied von ärmlelos zu Hot Pants… ;-)) Ärmellos kannst Du tragen – finde ich. Nicht alles sollte Frau bedecken oder sich selber so einschränken. Bin gespannt udn werde mal zu Exclamation Point rüberhüpfen. Thema, das auch mich einschränkt…

    • Antworten

      Selmin

      19. April 2016

      Liebe Ani, danke! Ja, Du hast recht, man sollte sich nicht immer einschränken. Erlaubt ist alles worin man sich wohlfühlt, aber auch da gibt’s Luft nach oben, die man sich ab und zu genehmigen sollte:-)

  7. Antworten

    Laura

    17. April 2016

    Liebe Selmin,
    du siehst wunderhübsch aus in dem Kleid! Das steht dir super.
    Bzgl. der Oberarm-Problematik bin ich ganz bei dir. Jeden Sommer führe ich mit mir selber eine Debatte über ärmellose Tops. Ich habe bis vor ein paar Jahren in einem Job gearbeitet der körperlich recht anstrengend war. Das sieht man meinen Armen heute noch an… finde ich.
    Aber du hast vollkommen recht… Freiheit den Oberarmen 😉

    LG Laura

    • Antworten

      Selmin

      19. April 2016

      Yeah!!:-)

  8. Antworten

    ella

    18. April 2016

    Liebe Selmin, dein ehrlicher Post über deine Oberstübchenrevolution gefällt mir sehr gut und regt mich zum Nachdenken über meine PBklVO an.
    Sehr hübsches Kleid und absolut perfekte Oberarme.
    Liebe Grüße
    ella

    • Antworten

      Selmin

      19. April 2016

      Danke Liebe Ella!

  9. Antworten

    Jessica

    19. April 2016

    Ein wunderschönes Kleid! Der Stoff ruft einfach schon den Sommer herbei! Ich hab den Schnitt auch gerade genäht und war hinsichtlich ärmellos eigentlich derselben Meinung wie du und hab auch beschlossen, das geht trotzdem 🙂 Das zweite Kleid ist mittlerweile auch schon fertig. Jetzt muss nur der Sommer noch kommen!

    Liebe Grüße, Jessica

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      20. April 2016

      Liebe Jessica, danke! Toll ist auch Dein Kleid geworden
      🙂 Liebste Grüße, Selmin

  10. Antworten

    Stefanie

    19. April 2016

    Ich finde, es gibt einen Unterschied, ob man erstens sich in etwas nicht wohlfühlt, weil es rutscht, man zuppeln muss oder ähnliche Unanehmlichkeiten beim Tragegefühl mit sich bringt, zweitens irgendwelche Eitelkeiten einem das Tragen bzw. Zeigen wollen erschweren, oder drittens wenn man etwas nicht anziehen möchte, weil es anzüglich oder nuttig ist.
    Deshlab find ich es total gut, wie du beschreibst, dass du deine Oberarm-Regel (was ja mit „Eitelkeit“* im weitesten Sinne zu tun hat und nicht mit Sexiness) überarbeitest, die Hotpants aber weiterhin weg lässt.
    Ich habe mit allzu frivoler Kleidung echt ein Problem, weil ich Frauen darin so objektiviert sehe, und dafür hätt es keine Frauenrechtlerinnenkämpfe gebraucht. Aber das ist halt (m)eine Ansicht, die man nicht teilen muss.
    Nebenbei: Schönes Z-Kleid, steht dir Prima!
    Ganz lieben Gruss
    *nicht böse gemeint

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      20. April 2016

      Danke für Deine Gedanken liebe Stefanie. Jeder fühlt sich halt anders wohl, die eine im knielangen Sommerkleidchen und die andere in knackigen Hotpants:-) Zum Glück dürfen wir uns ja frei aussuchen, was wir tragen möchten…hihi…wünsch Dir noch einen schönen Tag und liebste Grüße, Selmin

  11. Antworten

    Fredi

    20. April 2016

    Oh, liebe Selmin, was für ein toller Post 🙂 Nicht nur, dass ich über deine PBklVO sehr lachen musste, weil ich die Idee ziemlich putzig finde, sondern auch, weil ich es toll finde, dass du ‚über deinen Schatten springst‘ und es einfach mal ausprobierst. Ich selber mag ärmellose Oberteile auch nicht so sehr an mir wegen der Oberarme, aber ganz ehrlich, das stört da draußen sonst niemanden als uns selbst. 😉
    Deswegen finde ich dein Kleid ganz spitze und bin ganz verliebt in den Stoff!
    Ganz liebe Grüße, Fredi

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      20. April 2016

      Merci liebe Fredi:-) Und ja, oft ist es nur das eigene Kopfkino: „Schau mal ich trag heute ärmellos!“ „Aha.“ 🙂

  12. Antworten

    fairylikes

    20. April 2016

    Endlich habe ich auch einen passenden Namen für meine verschiedenen Kleiderticks 🙂 Verordnung klingt auch gleich viel besser… Bauchfrei und Länge habe ich auch auf der Liste; wichtig ist auch „offene Schuhe nur, wenn die Füße top gepflegt sind“ und keine hellen Strumpfhosen. Deine Arme sind tadellos und Dein Kleid wirklich schön. Ich bin gespannt auf mehr ärmellose Mode… Liebste Grüße, fee

  13. Antworten

    lisa*

    20. April 2016

    Liebe Selmin,
    steht das „z“ für zauberhaft?
    liebe grüße
    lisa*

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      21. April 2016

      🙂 danke

  14. Antworten

    blaupause7

    20. April 2016

    Hi Selmin,
    ja, so etwas hatte ich bisher tatsächlich, nämlich Kleider zu tragen, die die Taille und Figur vorteilhaft betonen und nie nie wieder Sachen zu tragen, die so 80’s sind, weil es dort doch jede Menge modischer Verirrungen und Geschmacklosigkeiten gab. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, es mal mit Kleidung zu versuchen, die oversized ist und eher maskulin/androgyn wirkt. Mittlerweile bin ich ein richtiger Fan von Oversized-Kleidung und einem 80’s Revival.

    LG
    Ulrike

  15. Antworten

    Laura

    25. April 2016

    Liebe Selmin, dein Kleid ist wirklich toll geworden und deine Oberarme sehen klasse aus und selbst wenn nicht gäbe es keinen Grund sie zu verstecken solange du dich wohl und glücklich in deinem Outfit fühlst! Ich weiß gar nicht so recht, was ‚vorteilhaft‘ eigentlich bedeuten soll? Dem Bild davon, wie ein jugendlicher, makelloser Modelkörper auszusehen hat, möglichst angepasst? Jeder Körper ist anders – es wird Zeit, dass wir uns daran gewöhnen!

  16. Antworten

    Sandra

    14. September 2016

    Ich bin gerade auf der Suche nach Designbeispielen von Zephyr (mal wieder :))) auf Dich gestoßen – sehr schön geschrieben!
    Und sehr schönes Zephyr!
    Liebe Grüße,
    Sandra

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