Hello, ich bin Selmin und ich kann echt was an der Nähmaschine. Ich nähe zwar noch nicht so lang, aber am Nähtisch kann mir keiner so schnell was vormachen. Ich näh‘ Dich nämlich unter’n Tisch! So! Wie ein richtiges Badass! Ich finde meine Sachen ziemlich cool, mein Stil ist unverkennbar. Ich trau‘ mich an schwierige Projekte und finde, ich hab‘ einen ziemlich guten Riecher für schönes Design.
Naaaa? Wer von Euch hat gerade die Augenbrauen hochgezogen? Wie fühlt ihr Euch? Ein Bisschen merkwürdig berührt durch mein auffälliges Eigenlob? Gut! Denn genau darum geht’s mir heute!
Wer auch immer mal festgelegt hat, dass Bescheidenheit eine Tugend sein und Eigenlob stinken soll, hat mit dazu beigetragen, dass wir bei Menschen, die sich gern oft selbst loben, innerlich die Augen verdrehen. Ich schließe mich nicht aus. Wenn mir in meinem Umfeld eine Person begegnet, die mir – öfter als an einer Hand abzählbar – weismachen will, wie toll sie mal wieder etwas gemeistert hat und wie großartig sie ist, mach‘ ich irgendwann dicht und bin genervt. Ich frage mich, was mit der Person schief gelaufen ist, weil sie sich ständig selbst in den Himmel loben muss.
Wenn ich jedoch länger darüber nachdenke, finde ich, dass es solchen Personen ziemlich gut geht, weil sie sich mit den positiven Dingen, die sie über sich selbst sagen, Kraft geben. Die Frage sollte eher lauten, was könnte mit mir nicht stimmen, wenn ich mich so selten selbst lobe. Ich hab‘ keine Probleme damit, anderen Menschen zu sagen, was ich an Ihnen gut finde oder offenkundig die Dinge zu bewundern, die sie tun. Aber wenn es um mich selbst geht, neige ich eher dazu, selbstkritisch zu sein. Ich versuche ständig, etwas an mir und meinen Fähigkeiten zu verbessern, anstatt mal anzuhalten und zu sagen: „Mädel, Du machst das mega! Du Badass!“ Whoom! Schon kommt die Power! Schon allein in den letzten Tagen, in denen ich mir Gedanken über diesen Artikel gemacht habe, hat sich mein Energielevel enorm erhöht.
Daher nun die unabdingbare Empfehlung der heute vor Weisheit nur so triefenden Frau Tweed & Greet: Wartet nicht immer darauf, dass andere Euch loben. Seid Euch selbst am nächsten und findet Euch so richtig gut. Und vor allem: Lasst es Euch selbst auch mal wissen! Sich selbst zu loben gibt Kraft und stärkt das Selbstbewusstsein. Ich erkläre den heutigen Tag offiziell als Tag des Eigenlobs! Nehmt Euch einen Zettel und schreibt auf, was ihr an Euch toll findet! Ich bin sicher, da kommt eine Menge bei raus! Lobt Euch heute mal so richtig viel selbst, bis allen um Euch herum die Nasen abfallen. Yeah!
Uih, vor lauter Eigenlob-Euphorie hätte ich fast mein Projekt für die #naehdirwas-Challenge des coolen Dreiergespanns Lisa, Katha und Jenny vergessen. Das im ersten Monat vorgegebene Thema lautet: „Kraftwörter“. Tadaa, ich präsentiere, meinen vor Kraft strotzenden Eigenlob-Statement Sweater! Ein schnelles Upcycling aus meinem bestehenden selbstgenähten Sloane Sweater, den ich vorher zwar schön schlicht, aber doch etwas langweilig fand. Mit einer selbst gemachten Papierschablone und Textilkleber vorgeschrieben, mit einem Zierband nachgezeichnet und mit der Nähmaschine fixiert, ist das Statement ganz einfach auf’s Shirt gebracht.
Wer übrigens Lust hat, mit in meine Crew der selbsternannten #badasssewists einzusteigen: Unten gibt’s die Anleitung samt Schablonenvorlage zum Herunterladen.
Badass Sewist Statement – Tweed & GreetStatement Sweater „Badass Sewist“- Anleitung
Ihr braucht:
- Einen Sweater
- Eine spitze schmale Schere
- Posamentenborte, 6 mm breit, ca. 2,5 m lang
- Textilkleber Textil, z.B. von Prym* (Amazon Partnerlink)
(er wird nach dem Aushärten transparent) - Papierschablone mit Schriftzug hier als Download (ihr braucht ein Drop-Box Konto – kostenlos)
Schritt 1: Schablone ausschneiden
Teilt das Papier der Schablone an der gestrichelten Linie, damit ihr die beiden Schriftzüge im gewünschten Abstand positionierten könnt. Stecht jetzt mit der Schere beim B ein und schneidet die Buchstaben aus der Schablone aus. Schneidet zuerst alles Schwarze aus, dann die innerhalb der Buchstaben liegenden weißen Flächen: Beim B, beim a und d, beim S und e. Die legt ihr später wieder in die Buchstaben der Schablone (wie ich es oben beim B gemacht habe), damit ihr euch besser orientieren könnt. Ihr müsst nicht sehr sauber schneiden, die Schablone dient Euch nur als grobe Orientierung, denn die Schriftart wird durch die Borte am Ende auch anders aussehen, als auf dem Druck.
Schritt 2: Schablone platzieren und mit Kleber nachzeichnen
Steckt die Schablone mittig und so positioniert auf den Sweater, wie ihr die Schrift nachher haben möchtet. Legt die weißen Papierflächen wieder in die Buchstaben. Zieht mit dem Kleber eine dünne Linie in die Fläche. Füllt die Fläche bitte nicht komplett mit dem Kleber aus, sondern zieht wirklich nur eine dünne Linie, auf die gleich die Borte aufgelegt wird.
Schritt 3: Mit der Borte Schrift nachziehen
Entfernt die Schablone. Faltet die Borte am Beginn ca 0,5 cm um und legt sie mit der umgeklappten Seite nach unten auf, auf das B. Fangt von dort aus an, mit der Borte die Kleberspur nachzuziehen.
An den Rundungen und Ecken müsst ihr die Borte immer einmal drehen, damit sie sich gut in die Rundungen legt. An einigen Stellen wie dem a oder d kann es sein, dass Ihr mit der Borte eine Linie doppelt nach zieht. Hier könnt ihr den Teil, der nicht mit dem Kleber in Berührung gekommen ist später entweder vorsichtig auf die untere Borte aufkleben oder – falls es euch dort zu dick ist – den doppelten Teil abschneiden und die Enden jeweils umklappen und auf die untere Borte kleben.
Es kann passieren, dass der Kleber weiß hervorquillt und auch auf etwas davon auf die Borte kommt. Das ist aber nicht so schlimm. Ihr könnt es mit einem feuchten Tuch abwischen. Der von mir verwendete Kleber wird nach dem Bügeln und richtig trocknen transparent und man sieht kaum noch Spuren.
Schritt 4: Bügeln und Borte Fixieren
Wenn ihr fertig seid, bügelt mit einem Tuch über die Borte und wendet dann das Sweatshirt, um von hinten ebenfalls einmal zu bügeln. Das fixiert die Borte auf dem Shirt. Ihr könnt die Borte im Anschluss mit gleichfarbigem Garn auf dem Sweatshirt festnähen.
Uuund fertig ist Euer Badass-Statement-Sweater!
Für alle, die den Text übrigens bis hierhin gelesen und sich die ganze Zeit gefragt haben, was denn eigentlich ein Badass ist: Das ganze hat nichts mit einem schlechten Hintern zu tun, sondern ist ein amerikanisches Kraftwort für eine Person, die man ziemlich beeindruckend findet. Jawohl!
So, meine Badass-Ladies, mit diesem Statement verschwinde ich in den Sonntag und tobe mich weiter an der Nähmaschine aus! Seit gut zu Euch und vergesst Eure Portion Eigenlob heute nicht! Denn ihr seid toll!
Liebste Grüße,
Eure Selmin
Sweater
Schnitt: Sloane Sweater von named clothing
Stoff: Sweatstoff vom Stoffmarkt in Istanbul
schurrmurr
Ich glaube,dass mit dem Eigenlob kommt bei vielen nicht gut an, weil sie sich dann schlechter fühlen.
Wenn ich was gut kann und mir vielleicht selbst beigebracht habe, kann ich es hingegen schwer akzeptieren, wenn ein anderer sich das nicht zutraut. Seit ein paar Jahren mache ich Sachen selbst und staune nicht schlecht, was mir unterdessen gelungen ist.
LG schurrmurr
Selmin von Tweed & Greet
Ich geb‘ Dir Recht, finde es aber Quatsch, weil es nichts mit einem selbst zu tun hat. Aber ja, das wird ganz oft auf’s eigene Ich projeziert. Liebe Grüße, Selmin
Julia Kentrat
Ja! Ja! Und nochmal ja!!!
Du bist ein Knaller mit und ohne Nähmaschine! Deine Sachen bzw dein Stil ebenfalls und inspirierst auf so vielen Ebenen!!!!
Dieses Idee mit dem Band ist einfach und gleichzeitig großartig, das werde ich auf jeden Fall probieren!!!!
Mit dem Eigenlob und dem Eigenlob eigenartig finden hast du wohl recht…Das lernt man von Kindesbeinen an und nimmt sich selbst dadurch so viel weg. Schade eigentlich!
Vielleicht einfach Übungssache 🙂
Liebste Grüße
Julia
Selmin von Tweed & Greet
Danke Dir Julia<3 Ja, man sollte das definitiv mehr üben:-)
kunecoco
Ich hab nach dem ersten Absatz übrigens nicht die Augenbrauchen hochgezogen sondern einfach nur gedacht: „stimmt!“ <3
Inzwischen finde ich Tiefstapelei und falsche Bescheidenheit viel nerviger als selbstbewusste Aussagen, wenn mann etwas nunmal richtig gut kann. Darf man ruhig sagen, finde ich!
Selmin von Tweed & Greet
<3 Heheh, Danke, aber kannst Du bitte nicht meine Herleitung sabotieren:-D Und yes, you are right!!
jennifer-heart
Ich bin mal wieder sehr begeistert! Toller Text und tolle Bilder! (Das oberste Bild könnte das Cover eines Hochglanzmagazin sein.) Der Sweater ist dir sehr gut gelungen, super Idee!
Nora
Ich hab bei deiner Einleitung innerlich sehr gefeiert, total verdient, das Eigenlob! Ich finde, es gibt einen Unterschied zwischen „Sich selbst auf die Schulter klopfen“ und „Anderen erzählen, wie toll man ist, damit sie brav ja sagen könen“. Das erste sollten alle viel öfter machen, sich selbst loben. Und auch mit Lob für andere sollte man nicht geizen – darüber freut sich jeder, es motiviert unnnnd man verhindert das jemand nervig wird. ?
Aber zurück zum Thema: Super Pulli und tolle Fotos!!
Liebe Grüße aus HH,
Nora
Marie
Das sieht toll aus ,übrigens mich lob keiner was ich so nähe ist mir egal,ich finde es gut ,manchmal wird es anders als in der Anleitung dann ist es für mich ein Unikat ?
Anne
Und verrückter Weise, sind die bescheidensten Leute häufig die, die es am meisten drauf haben und die, die sich selber so geil finden, naja, eben eher das Gegenteil… Natürlich mein ich damit jetzt nicht dich, denn, hallo, das stimmt ja. Und ich find es dann und wann wirklich, wirklich erfrischend von Leuten zu hören, wie sie sich selber richtig einschätzen. Ehrlichkeit und Echtheit beeindruckt mich am meisten.
Anne
P.S.: Das erste Foto ist der Hammer!!!
Julie
Du hast so recht! Sich selbst zu loben oder stolz auf das zu sein, was man geschafft hat, ist absolut gesund und zeugt eben von einem vernünftigen Selbstwertgefühl. Das fehlt leider noch zu oft, gerade bei Frauen. Ich glaube, dass was einem manchmal bei anderen eher nervt, wenn sie sich selbst loben, ist die Art, wie sie es machen. Wer sich selbst über den grünen Klee lobt, um andere klein zu machen, wirkt eben auch nicht authentisch sondern eher selbstüberheblich. Doch ist man wirklich stolz auf sich und möchte es gern mit anderen teilen, dann ist das toll. Und ich stimme der Aussage zu, dass falsche Bescheidenheit entweder nervt oder ein Wink mit dem Betonpfahl ist.
Abgesehen davon bist Du echt ein Badass Sewist und ich freue mich, Deinen Blog entdeckt zu haben, weil Du so wunderbar lebendig schreibst.
Liebe Grüße, Julia
luxundpoppy
Cooles Teil! Echt gut geworden – find die Bilder mega stark 😀
verschiedenArt
Hallo Selmin,
Dein Badass Sewist Post hat mir so gut gefallen! Deine Vorlage verarbeite ich gerade zu einem Sloganshirt. Ich hab Deinen Schriftzug direkt mit Lavendelöl auf mein Shirt übertragen.
Jetzt fehlen noch die Pailletten…
http://www.verschiedenart.de/von-laufsteg-in-den-kleiderschrank-zwischenstand/
Liebe Grüße
Sandra