Meine Mama ist Schneiderin. Sie schneidert seit vielen Jahren. Sie schneiderte auch, als ich noch ein Kind war. Ich erinnere mich, wie sie über ihre Nähmaschine gebückt, mit einer Hand an einem Drehrad seitlich an der Maschine drehte und mit der anderen Hand, den Stoff unter der sich schnell auf und ab bewegenden Nadel konzentriert und zügig durchzog. Das machte mir damals ziemlich Angst. Komisch, aber ich stellte mir immer vor, dass ihr Finger durchrutschen und sie sich verletzen könnte. Aber es faszinierte mich, wie sie den Faden in einer scheinbar endlosen und komplizierten Bahn durch verschiedene Ösen und schließlich durch die Nadel durchführte. Bis heute habe ich einen Riesenrespekt vor Nähmaschinen. Alle Versuche meiner Mutter, mir im Teenageralter das Nähen beizubringen scheiterten. Ich war blockiert. Meine Mama ist Schneiderin und ich kann nicht einmal einen Knopf annähen.
Das soll sich ändern. Ab heute. Ab heute werde ich mir das Nähen selbst beibringen. Diesen Plan habe ich seit Sonntag. Inspiriert dazu wurde ich erstmals letztes Jahr im Juni, als meine Freundin ihr erstes Kind bekommen sollte. Eine selbstgenähte Puppe wollte ich verschenken, mit meiner ganzen Liebe genäht. Der kleine Junge aus dem Buch „Wee Wonderfuls“ von Hillary Lang sollte es werden.
Er war einfach putzig und der kleine Sohn meiner Freundin hatte es verdient:-) Nun ja, das Buch war gekauft, ich brauchte nur noch jemanden, der mich etwas in die Welt des Nähens einweiht. Da kam meine Freundin Corinna ins Spiel. Sie gab mir Tipps für den Kauf der Materialien und nannte mir zahlreiche Stoffläden. Wir trafen uns zu einem Workshop, ich schnitt den Stoff zurecht und sie nähte zusammen. Und sogar mein Schwesterherz half dabei, dem kleinen Püppchen Haare anzuknüpfen. Unser Ergebnis konnte man nur liebhaben: Wolle, ein kleiner Junge aus Stoff mit zu kurzen Armen, aber mit viel Liebe gemacht:-)
Seitdem spukte mir der Gedanke, weiter zu machen und endlich selbst zu nähen weiter im Kopf herum. Aber mein Studium und die Arbeit raubten mir die Zeit.
Jetzt, knapp über ein Jahr später, ist mein Studium endlich erfolgreich abgeschlossen und dieses Projekt möchte ich nun endlich realisieren. Keine Ausflüchte mehr.
Denn heute kam sie endlich an. Meine neue Singer Tradition 2250. Inklusive zweier Nähbücher. Stück für Stück möchte ich mich nun an das Mysterium Nähen herantasten und die Nähmaschine als harmlosen und treuen Nähkameraden, der Meisterstücke (nun ja, Meisterstücke in meinen Augen) schaffen kann, kennenlernen. Wünscht mir Glück:-)

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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3 Kommentare

  1. Antworten

    Anonymous

    6. August 2012

    Ich wünsche dir ganz viel Glück und zolle dir Respekt! 🙂

  2. Antworten

    Pony

    9. September 2015

    Meine liebste Selle, jetzt sitze ich hier und habe echt die Pipi in den Augen… Das ist ja Mr. Wolle oder Mr. Rolle wie Max immer sagt! Und damit fing also alles an… Und rausgekommen ist, wie ich leider nun erst sehe…, so ein toller Blog mit diesen ungemein hübschen Sachen. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich! Du MUSST das weitermachen, das ist einfach DEIN Ding. Einen dicken Drücker vom Pony

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      10. September 2015

      Meine Liebe!! Danke!! Sei ganz doll gedrückt!!!

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