Als ich heute morgen aufwachte, strahlte draußen bereits die Sonne und die Vögel zwitscherten fröhlich vor sich hin. Aus dem nahegelegenen Wildtierpark krähte ein Hahn und ich beobachtete den Nachbarn dabei, wie er den nächtlichen Frost von seiner Autoscheibe kratzte. Ja, es war tatsächlich der beste Zeitpunkt für die Fertigstellung meines jüngsten Kleides.
Wärmendes Babycord, das mich noch vor den kühlen Temperaturen im März schützt, aber kurze Ärmel und ein frisches Orange, die im Team frech nach vorn springen und schreien: „Hey Winter, geh mal zur Seite! Es ist Frühlingszeit!!“
Dieses Kleid wurde ebenfalls nach einem Schnittmuster aus dem Buch von Tilly Walnes, „Love at first Stich“ genäht. Der Kragen ist in dem Schnitt nicht vorgesehen und ich fügte ihn während der Erstellungsphase hinzu. Er sollte meine Geduld ziemlich auf die Probe stellen.
Nachdem Ober- und Unterteil des Kleides zusammengenäht waren, hatte ich bei der ersten Anprobe das Gefühl, dass das Orange noch etwas Kontrast vertragen kann. Ich liebe die Kombination aus Orange und Dunkelblau und so sah ich einen kleinen, perfekt sitzenden, dunkelblauen Bubikragen vor meinem inneren Auge.
Meine Nähkursleitern zeigte mir, wie man die Vorlage für den Bubikragen zeichnet (ich bin jedesmal beeindruckt, wenn sie locker aus dem Handgelenk mal eben etwas entwirft). Der Stoff, den ich dafür nutzte war derselbe, mit dem ich bereits mein Blusencape erstellt hatte. Hach, es würde ganz wunderbar werden.
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, das Kleid auf meinem Kurztrip nach Istanbul zu tragen. Wenige Tage vor meinem Abflug bestand es immernoch lediglich aus zusammengenähtem Ober- und Unterteil, ohne Kragen und ohne Reißverschluss. In der wenigen Zeit, die mir blieb, sollte der Kragen perfekt angebracht werden.
Ich steckte alles säuberlich ab, bemerkte im Vorfeld, dass noch Anpassungen notwendig waren, weil eine Seite des Kragens am Rücken länger war als die andere. Aber auch nach diesen Korrekturen, waren nach dem Annähen die Kragenbreiten hinten unterschiedlich. So trennte ich auf und nähte erneut, bis es endlich saß. Dabei vergaß ich, darauf zu achten, dass die Rückenlänge des Kleides beibehalten werden muss. Ich nähte also gedankenlos den Reißverschluss an, um danach zu entdecken, dass die Taillenlinien nicht aufeinander trafen. Also trennte ich den Reißverschluss nochmal auf, korrigierte die Taillenlinien, nähte den Reißverschluss wieder an und dann DAS!
Ich hatte keine Lust mehr. Ich entwarf einen Blogpost mit dem Titel „Nähfrust“ und kam dabei auf die Idee etwas schnelles zu nähen, das meine Nähfreude wieder weckt. Ich legte das Megan Dress zur Seite. Istanbul war für sie erstmal gestorben. Darf ich erwähnen, dass ich bereits meinen Nagellack auf dieses Kleid abgestimmt hatte? Arghs.
Nach meiner Rückkehr nahm ich das Kleid wieder mit in meinen Nähkurs. Diesmal unter fachmännischer Anleitung, trennte ich die Nähte am Kragen auf und passte die Rückenlänge an (ich hatte einfach zuviel Nahtzugabe auf der einen Seite des Rückens eingenäht). Wir trennten auch den Reißverschluss noch einmal auf und nähten ihn sorgfältig wieder an. Tröstlich gestimmt, wurde ich wieder kreativ und setzte um den Saum herum eine Blende in der gleichen Farbe wie der Kragen. Gestern stellte ich das gute Stück endlich komplett fertig.
Was habe ich aus diesem Projekt mitgenommen? Handmade fashion bedeutet auch SLOW FASHION. Sie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht durch selbstgemachten Druck aus der Ruhe bringen. Also: Durchatmen, Zeit lassen und am Ende das Resultat umso mehr wertschätzen
Hello!
So, und jetzt ab damit zur RUMS-Runde, eine Premiere für mich heute und ich bin froh, dass ich es noch geschafft habe!
Ihr Lieben, was macht ihr, wenn euch der Nähfrust packt? Zur Seite legen oder Zähne zusammenbeißen und durch? Tell me!
melanie
Orange you lucky!
knittingwoman
Hallo
gut gemacht, solche RV Probleme vermeidest du, wenn die beide Seiten von oben nach unten einnähst
lg
knittingwoman
Selmin von Tweed & Greet
Liebe Knittingwoman, danke! Auch für den Tipp!! LG, Selmin
Kirsten
Liebe Selmin, da hast du ja ein paar Nerven gelassen 😉 Das Kleid ist so schön geworden und steht dir richtig gut! Der Bubikragen passt perfekt – eine wunderbare Idee.
LG Kirsten
Selmin von Tweed & Greet
Liebe Kirsten, das hab ich wohl:-) Aber dafür habe ich jetzt etwas das ich auch wirklich gern trage, dafür hat es sich gelohnt! Danke für Dein liebes Kompliment! LG, Selmin
Svenja Ausverkauft
Huhu 🙂
Also ich sitz ja mittlerweile seit fast 10 Jahren hinter der Maschine. Früher gab es vieeel viel Frust 😀 einige teile sind genervt in der ecke gelandet und nicht bei allen hat mich die motivation gepackt sie da auch wieder raus zu holen 😉
aber man lernt ja bei jedem stück was dazu. das finde ich so toll am selber nähen! und der heilige nahttrenner ist mir immer noch ein treuer begleiter *g*
dein kleid ist wirklich toll geworden und mal as ganz anderes 🙂 mir gefällt der material und der farbmix sehr gut!
Liebe Grüße und weiter so,
Svenja
Selmin von Tweed & Greet
Huhu Svenja! Vielen lieben Dank:-) Du hast so Recht, bei jedem Stück lerne ich ein bisschen mehr, das macht es am Ende so spannend! Liebe Grüße, Selmin