Mein Cord-Latzkleid – Evolution eines Weinfasses

York Pinafore - Selbstgenähtes Latzkleid aus Cord - Tweed & Greet

Kinners, wo sind eigentlich die komplikationsfreien Nähprojekte geblieben? Wenn ich mir die letzten drei vorgestellten Schnitte hier auf dem Blog so anschaue, scheint mich die Glücksträhne der mit Leichtigkeit genähten Klamotten verlassen zu haben. Bei jedem Stück ein neues Drama. Drama here, Drama there, Drama everywhere. Ehrlich, was ist da gerade los?

Dieses Kleid, wertes Publikum, hat mich in seiner Dramatik besonders überrascht. Hatte ich doch wirklich eine schnelle befriedigende Nähmaschinennummer erwartet. Zwei Schnittteile hat’s. Zwei! Plus Taschen, die ich am Ende (Achtung Spoiler) entfernt hab. Ach und das Vorderteil hab ich zweimal, statt im Stoffbruch zugeschnitten, weil ich noch einen Schlitz eingebaut hab. Also drei Schnittteile, plus Taschen. Den Schlitz hab ich in der finalen Fassung übrigens auch wieder entfernt. Aber gut. Drei Schnittteile für ein Kleid. Wenn das nicht nach einem Quickie klingt, was dann?

Die Kombination der drei Schnittteile mit dem Stoff waren das Problem. Der wirklich dicke und unnachgiebige Bio-Cordstoff – wunderbare Lebenskleidung-Qualität – aus dem Restbestand (hier kommen wir zur #12ausdemstoffregal-Qualifikation) meiner Cordhose Lola, gepaart mit der enormen Mehrweite und der Bowl-Form des an sich ganz pfiffigen Schnittmusters, haben aus einem potenziellen Quickie eine unendliche Geschichte von drei Tagen gemacht. Um welchen Schnitt es sich handelt, wollt ihr wissen? Das ist das York Pinafore von Helens Closet. Ich hatte den Schnitt ja schon in meinen Nähplänen erwähnt. Ich glaube, mit einem weich fallenderen Stoff, wäre der Schnitt ganz anders gefallen.

York Pinafore - Selbstgenähtes Latzkleid aus Cord - Tweed & Greet

Bei der ersten Anprobe, nach dem Schließen der Seitennähte, sah das Kleid direkt aus wie aus Obelix‘ Capsule Wardrobe entsprungen. Ich nahm an den Seiten jeweils 2 cm weg. Probierte nochmal an und hatte die Hoffnung, dass es nach Kürzen und Fertignähen passen wird. Das war der entscheidende Fehler. Ich nähte das Kleid fertig. Ich hätte mich mich noch einmal weiter vorantasten sollen.

Das fertige Kleid war nach der Änderungsrunde zwar nicht mehr Obelix (obwohl, der wäre immer noch begeistert). Jetzt war es ein Weinfass. Zudem erinnerten mich die Träger noch an etwas ganz Anderes, das mir auf der Zunge lag, ich aber nicht erfassen konnte. Sie waren viel zu lang und zu schmal und der Rock einfach extrem breit. Der Schnitt war mir schlicht zu groß. Die Nahttaschen brachten mit einer dritten Stoffschicht Cord zusätzlich unnötige Bollerei in die Seitennähte.

Ich trennte auf, entfernte die Taschen und nahm an den Seiten jeweils nochmals 4 cm Nahtzugabe weg. Die Seiten des Rockes wurden in A-Linie gebracht, weg von der runden Form. Außerdem kürzte ich den Rock noch genau 1 cm. Wenn schon denn schon. Dabei nahm ich auch den Schlitz vorne noch raus. Ach ja, die Träger kürzte ich oben noch um 2 cm. Und dann saß das Ding!

York Pinafore - Selbstgenähtes Latzkleid aus Cord - Tweed & Greet

Wahrscheinlich wäre das Kleid für die nächsten Wochen in der Ecke gelandet. Hätte Anja nicht noch in der gleichen Woche ihr rotes, gar nicht weinfassmäßiges tolles Latzkleid aus Cord fertig genäht und mich somit angesport, die Zähne zusammenzubeißen und es fertigzustellen. Fun Fact: Das von ihr gewählte Schnittmuster wollte ich ursprünglich für mein Kleid verwenden, entschied mich aber dagegen, weil es mir mit seinen Abnähern und Futter als zu aufwendig erschien.

So wurde nach ein paar Tagen Schmollen, aus dem Weinfass doch noch das „süße“ Latzkleid, das ich im Kopf hatte. Drama mit Happy End. So, und wer mir die ganze Geschichte nicht glaubt, und Videobeweise möchte, schaut sich in meinen Instastory-Highlights einfach „Das Weinfass“ an. Auf Instagram wurde ich dann übrigens auch endlich darüber aufgeklärt, an was mich die Träger die ganze Zeit erinnerten. An eine Anglerhose. Natürlich.

Damit ihr übrigens kein Drama mit Euren Cord-Nähprojekten erlebt, hab ich am Wochenende noch meine sechs Tipps für’s Nähen mit Cord für Euch zusammengetippt, habt ihr schon gesehen?

York Pinafore - Selbstgenähtes Latzkleid aus Cord - Tweed & Greet

So, und weil dieser wunderbare Stoff nach der Fertigstellung meiner Winter-Lola im Stoffregal auf genau diesen Einsatz gewartet hat, ist dies mein Beitrag zu dem #12ausdemstoffregal im Februar. Ich bin gespannt auf Eure Kreationen, die ihr von heute an bis Samstag hier unten in der Linkparty verlinken könnt! Danach könnt ihr Eure Nähprojekte aus dem Stoffvorrat wieder am 27.03. hier verlinken!

Vorhang auf für Eure Stofflieblinge des Monats!

Liebste Grüße,

Eure Selmin

You are invited to the Inlinkz link party!

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Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

29. Februar 2020

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1 Kommentar

  1. Antworten

    Stefanie

    1. März 2020

    Was für eine Odyssee! Am Ende hast Du aber ein wirklich hübsches und bestimt kombinationsfreudiges Kleid bekommen. Den Seamwork-Schnitt habe ich mir gleich mal gemerkt, vielen Dank für’s verlinken.
    Ich finde Cord ein tolles Material zum Nähen, man kann mit der Optik fast wie mit Streifen spielen, ohne dass es aufdringlich wird. Erinnert mich daran, dass ich noch ein Stück Cord für einen bereits auskopierten Rock-Schnitt im Stoffregal habe .
    Liebe Grüße

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