Diesen Sommer…

…haben wir immer wieder viel Zeit auf Langeoog mit Max am Meer verbracht. Dort blüht der alte Opi immer richtig auf und es war schön, nochmal etwas Schönes mit ihm zu erleben. Mittlerweile ist er über 16, die Baustellen werden immer größer und wir versuchen, unsere Zeit mit ihm so entspannt und schön wie möglich zu gestalten. Das Meer hat auch mir geholfen, immer wieder meine Batterien aufzufüllen.

…hab ich 10 Tage mit meinem Papa verbracht, der eigentlich in der Türkei lebt. Das letzte Mal hatten wir uns vor vier Jahren gesehen. Zum Glück konnten wir dort anknüpfen, wo wir aufgehört haben und ich konnte ihm ein paar Tage meine Lieblingsinsel zeigen.

…haben Anja und ich unsere neuen Studioräume bezogen und nach dem ganzen Lockdown-hin-und-her mal wieder eine Arbeitsroutine für uns gefunden. Es ist einfach etwas Anderes, wenn man nicht nur virtuell sondern auch physisch zusammenarbeitet und es bringt viel Normalität in den Alltag.

…hab ich unfassbar viele Bücher gekauft und acht davon gelesen. Am meisten hat mich das Buch „Frausein“ von Mely Kiyak beeindruckt und überrascht. Es ist eine biografische Erzählung ihres Lebens als Kind von Gastarbeitern, das Abitur macht und später fern von ihren Eltern Literatur studiert. Ein Buch über eine „Bildungsaufsteigerin“, die mit ihrer Geschichte mit Klischees bricht, die man als Außenstehende*r über Gastarbeiterfamilien hat und die viele meiner Gedanken so gut in Worte fassen konnte. Obwohl wir ganz andere Werdegänge haben, habe ich mich in vielen Beschreibungen wiedererkannt. Das Buch hat wunderbare Dialoge und war so berührend und kurzweilig, dass ich es an einem Nachmittag zu Ende gelesen habe.

…haben wir noch einmal alle medizinischen Möglichkeiten ausgeschöpft, um Eltern werden zu können. Wir befinden uns noch immer in einer ungewissen Zeit, die mich körperlich und mental immer wieder sehr fordert, weil ich mich immerfort zwischen Hoffnung und Abschied befinde. Es ist, als würde ich versuchen auf zwei Gleisen zu fahren: Einerseits noch einmal alles dafür geben zu müssen, um Mutter sein zu können und andererseits auch an einer Zukunfts-Selmin zu arbeiten, die endlich Frieden damit geschlossen hat, dass sie keine Mutter sein wird. Es ist sehr schwierig, beides auszubalancieren und es dauert nicht mehr lang, bis ich einem Gleis endgültig den Rücken kehren muss, um endlich mein Happy End zu finden, egal wie dieses aussieht.

…haben wir endlich ein Haus gekauft! Okay, ich muss aufhören, es Haus zu nennen, denn es ist eigentlich ein Grundstück. Denn wir müssen das marode und unbewohnbare Gebäude abreissen und neu bauen. Etwas, das wir eigentlich auf keinen Fall machen wollten. War es doch eigentlich unser Traum, ein altes Haus zu sanieren. Aber nach sechs Jahren Suche, mehreren Notarterminen, die geplatzt sind, weil wir überboten wurden, Häusern, die uns vor der Nase weggeschnappt wurden, weil wir zu lange Zeit für Prüfungen investiert haben, hat jetzt dieses wunderbare Grundstück am Wald gewonnen. Es wird wohl zwei Jahre dauern, bis wir wirklich drin sind. Aber mir ist diese Langsamkeit gerade recht. Wir haben mit unseren Architekten gerade die Entwurfsplanung fertiggemacht und ich kann schon förmlich alles vor mir sehen. Das Haus ist von innen nicht wirklich gut betretbar und so haben wir den Sommer schon oft mit kleinen Picknicks nur im Garten verbracht. Unter der riesigen Rotbuche, die eigentlich im Baufenster steht und die, wie der Makler immer wieder betonte, am besten gefällt werden sollte. Nach vielen Gutachterterminen haben wir mit unseren Architekten aber eine Möglichkeit gefunden, sie doch zu behalten und ich freue mich so sehr darauf, in ein paar Jahren im Schatten dieser Rotbuche auf unserer Terrasse zu sein.

…hab ich wieder etwas mit mehreren Freundinnen unternommen, mit ihnen im Garten, im Restaurant und auch zu Hause gesessen. Ich genieße es einfach so sehr, mich wieder mit anderen Menschen in Fleisch und Blut zu treffen.

…hab ich seit eineinhalb Jahren das erste Mal wieder andere Menschen umarmt, die nicht zu meinem Haushalt gehören.

…war ich seit zwei Jahren das erste Mal wieder erkältet, nachdem ich damit anfing, andere Menschen zu umarmen. Aber hey, es hat sich gelohnt.

…haben Anja und ich non-stop an unseren Herbst-Schnitten gearbeitet, von dem einer nächste Woche in die Welt geschickt wird. Ich liebe den Schnitt jetzt schon und bin ganz gespannt, wie er ankommen wird! Der Tag des Foto-Shooting war sehr holprig und am Ende mussten wir ganz schön improvisieren. Aber ich bin doch am Ende happy mit dem Ergebnis!

…war ich insgeheim ein bisschen froh über die kühleren verregneten Tage, mit denen Max viel besser zurecht kam, als die letzten Hitzesommer, bei denen er immer wieder schwere Anfälle durch die Hitze bekam. Ich hab das Gefühl, dass uns dadurch noch einmal ein schöner gemeinsamer Sommer geschenkt wurde.

…hab ich meinen kleinen Neffen in Berlin endlich kennengelernt. Klar, dass es das süßeste Kind auf der Welt ist, oder?

…hab ich es ein bisschen vermisst, nach England zu reisen.

…hab ich mich gegen Covid 19 impfen lassen und mich danach unverwundbar gefühlt.

…hab ich lange gebraucht, um in der neuen Normalität mit seinen „Freiheiten“ anzukommen. Ich habe eine neue Wahrnehmung von Menschenmassen, Abständen und geschlossenen Räumen und finde es okay, klar zu kommunizieren, wenn mir dabei etwas zu viel wird.

…hat mich der Gedanke daran, meinen 41. Geburtstag zu feiern überfordert. Am Ende habe ich ihn vormittags allein mit einem Stadtbummel gestartet und den sonnigen Nachmittag mit meinem Mann und Max auf unserer Terrasse verbracht, zusammen mit meinen Büchern und dem kölnweit allerbesten Schoko-Käse-Kuchen von meinem Lieblingscafé. Und es war ein wunderbarer Tag.

Dieser Sommer war ein Cocktail aus Freude, Wiedersehen, Hoffnung, Melancholie, dem Setzen von Grenzen, Trauer, Überraschungen und Dankbarkeit. Es war MEIN Sommer 2021. Mit diesem Rückblick schließe ich ihn ab und bin bereit für alles, was der Herbst in unser Leben bringt. Gleich hole ich meine Mutter vom Flughafen ab und freue mich auch wieder auf unser Wiedersehen nach drei Jahren. Ein guter Start in den Herbst würde ich sagen.

Für diese Art des Rückblicks habe ich mich von Stefanie Luxat und ihren Wochenrückblicken auf Instagram inspirieren lassen, die ich immer wieder gern lese. Damit beende ich hier auch offiziell meine Sommerpause auf dem Blog und bin gespannt die zweite Staffel Tweed & Greet 21 hier mit euch. Schön, wieder hier zu sein!

Erzählt mal, wie war euer Sommer 2021?

Liebste Grüße,

Eure Selmin

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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9 Kommentare

  1. Antworten

    Karin B

    24. September 2021

    Vielen lieben Dank für deine Einblicke und deinen Rückblick auf deinen Sommer 21! Ich wünsche Dir einen wunderschön gemütlichen und kreativen Herbst und noch viele gute Wochen mit eurem Opi Max. Lieber Gruß Karin

    • Antworten

      Selmin Ermis-Krohs

      25. September 2021

      Dankeschön liebe Karin!

  2. Antworten

    Melanie

    24. September 2021

    Dies ist eine tolle Idee sich von dem Sommer 21 zu verabschieden und in den Herbst zu starten. Ich wünsche einen wunderschönen Herbst/Winter und dass sich alle deine Träume erfüllen.

    • Antworten

      Selmin Ermis-Krohs

      25. September 2021

      Danke!

  3. Antworten

    Ina

    25. September 2021

    Liebe Selmin, ich lese so gerne bei Dir auf dem Blog oder bei Insta. So wunderschön hast Du den Sommer 2021 verabschiedet! Und als ich von der Buche las, musste ich schreiben. Stehen lassen – UNBEDINGT. Das ist ein wunderbarer Baum. Wir haben vor nunmehr 24 Jahren zu meinem 30. Geburtstag eine vor unser altes Haus gepflanzt und lieben diesen Baum. Zu allen Tages- und Jahreszeiten. Er ist inzwischen ein Riese und so hoch wie das Haus. Der Stamm schon stattlich und irgendwann bekomme ich eine Baumbank, die ihn umrundet und auf der ich durchs Blätterdach in die Sonne blinzeln kann. Liebe Grüße von Ina

    • Antworten

      Selmin Ermis-Krohs

      25. September 2021

      Liebe Ina, danke! Wir haben schon alle Vorkehrungen getroffen, damit er bleibt. Er hat sogar schon einen Namen und es ist jedesmal schön wenn wir ihn besuchen.☺️ Wow wie schön mit deiner Buche! Und das mit der Baumbank ist eine wunderschöne Idee! Liebe Grüße, Selmin

  4. Antworten

    Susanne

    25. September 2021

    Ein ganz besonderer, weil sehr persönlicher Rückblick.
    Merci für deinen Mut.
    Ich wünsche dir ganz viel Glück und Erfolg bei deinen Vorhaben.
    LG von Susanne

  5. Antworten

    dörte

    25. September 2021

    Oh das steckte aber viel drin in deinem Sommer, von allen Seiten. Dagegen war unser Sommer eher beschaulich, aber immerhin mal wieder die Ostsee gesehen. Und alte SchulkameradInnen, die ich seit 11 Jahren nicht gesehen habe. Und unsere Minihochzeit geplant. Und eine wunderschöne indischdeutsche Hochzeit besucht, feiern yeah! Und ausgespannt und Energie getankt für die nun schon wieder wilde neue Schulzeit. Man muß aufpassen, dass man nicht alles gleich wieder verpulvert.
    Ich wünsche dir für den Herbst und noch das ganze Jahr viele schöne Momente, Entscheidungen, die sich gut anfühlen oder zumindest richtig, Kraft zum Weitergehen, Zukunftsblicke, die Vorfreude schüren. Und natürlich Gesundheit, klar!

    Liebe Grüße,
    Dörte

  6. Antworten

    Ilka

    2. Oktober 2021

    Danke für deine offenen Worte, sei lieb gegrüßt. Ich drücke fest die Daumen für alle Projekte.
    Ilka

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