Wenn ich an den Namen Prym denke, denke ich an blaue Schneiderkreide. Ich denke an Nähnadelsets und Fingerhüte. Und ich denke an den Gesichtsausdruck meiner Mutter, als ich mir als Kind mit der „verbotenen“ guten Stoffschere kurzerhand einen Pony schnitt. Als Tochter einer Schneiderin hat mich dieser Name gefühlt ein Leben lang begleitet. Vor ein paar Wochen durfte ich auch ein paar von den Menschen kennenlernen, die hinter dieser Marke stehen.
Im Sommer bekam ich eine nette Mail von Prym und wurde gemeinsam mit zehn weiteren Gewinnerinnen des Espadrilles Design Contest eingeladen, zwei Tage lang hinter die Kulissen zu schauen. Mein Schneiderherz machte einen Riesensprung.
Je näher die beiden Tage rückten, desto mehr fragte ich mich, was mich dort eigentlich erwartet. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit die Vorstellung vor Augen, wie zehn Frauen mit Espadrilles in ihrer Hand von einer Marketingdame durch die Gänge geführt werden, an die verschiedenen Abteilungstüren geklopft wird und wir nach der Reihe unsere Kreationen zeigen. Alle nickten uns anerkennend zu und wir zogen weiter zum nächsten Büro. Ähem.
Die erste Person, die ich antraf, war Jessica, Junior Produktmanagerin und unser bisheriger E-Mailkontakt. Sie kam direkt strahlend auf mich zu, umarmte mich zur Begrüßung mit einem „Ach, komm her“ und führte mich in den großen historischen Besprechungssaal. Dort traf ich auf die anderen Teilnehmerinnen. Endlich gab es zu den Füßen, die meine Instagram-Timeline einen ganzen Sommer lang überschwemmt hatten, die zugehörigen – netten – Gesichter.
Wir wurden empfangen von sieben weiteren Mitarbeiterinnen aus dem Marketing und Produktmanagement von Prym und zwei Mitarbeiterinnen von Swafing – insgesamt 17 Frauen – und von Jan, unserem Fotografen und meinem persönlichen Helden an den beiden Tagen. Ich hatte ein falsches Objektiv dabei, und ohne zu zögern lieh mir Jan einfach so eines seiner Objektive. Danke!
Nach einer Vorstellungsrunde ging es zur Preisüberreichung in die Räume von Prym Akademie und Werkverkauf. Hier werden täglich Kurse zu verschiedenen Themen für Kunden gehalten. Dieser Ort dient nicht nur dem Werksverkauf, sondern auch als Austauschplattform und „Labor“ mit direktem Kontakt zum Kunden, um neue Produkte zu testen und Rückmeldung zu erhalten. Ein Kurzwaren- und Stoffparadies. Für mich ein Happy Place.
♥ Die Espadrilles-Contest Gewinnerinnen von links nach rechts: Katharina von Curious and Catcat, Nastia von DIY-Eule, Sandra von Kitsch Deluxe, Ich, Monika von Dorflädeli, Sandra von Rehgeschwister, Milo von Milomaterialgirl ♥
Den Nachmittag verbrachten wir in Aachen. Bei einer Stadtführung wurden wir in spannende, schlüpfrige und auch kuriose Geheimnisse der Geschichte Aachens rund ums Thema Tuch und Faden eingeweiht. Abends gab es ein gemeinsames Essen mit viel Zeit für’s Kennenlernen und Lachen.
Der zweite Tag begann mit einer Führung durch die deutsche Produktionsstätte für Druckknöpfe in Stolberg. Herr Malmedier führte uns durch die Fabrik und teilte mit uns sein riesiges Wissen über die Herstellung der kleinen Metallknöpfchen seit 1903. Mich bewegte, dass sein Vater vor genau 100 Jahren in diesem Werk seine Ausbildung zum Werkzeugmacher begann.
In einer abschließenden Feedbackrunde konnten wir unsere Sicht auf die Produkte von Prym als Kundinnen und auch als Bloggerinnen, die die Trends in ihrer Branche sehr nah erleben, einbringen und diskutieren. Uns wurden neue Produkte vorgestellt und unsere Ideen dazu angehört. Es war schön, ein Teil solch einer Weiterentwicklung zu sein.
♥ links: Jana von Prym, rechts: Katrin von Swafing ♥
Natürlich wollte ich auch mehr über die Espadrilles erfahren, die viele von uns diesen Sommer begleitet haben. Deswegen habe ich Jana (links auf dem oberen Bild) und Claudia (nicht abgebildet), Produkt Managerinnen und Mitentwicklerinnen der Prym Espadrilles-Sohlen später einfach mal ein paar Fragen dazu gestellt:
1. Wie ist die Idee für die Espadrilles-Sohlen entstanden?
Wir haben den Trend der Espadrilles aus der Modewelt aufgegriffen. Der von Hand gearbeitete spanische Klassiker gab den Impuls, die Sohlen für die kreativen Handarbeiter zum Selbermachen anzubieten. Dann wurden Materialien ausprobiert, Stiche gelernt, Sohlen getestet und Probe gelaufen und entstanden ist unsere durchgehende Prym-Sohle.
2. Welche Abteilungen und Mitarbeiter waren in die Entwicklung und das Gesamtprojekt involviert?
Die Entwicklung, wie auch die Hauptverantwortung war in der Marketing Abteilung bei Claudia angesiedelt, dazu kamen Kollegen aus der Einkaufsabteilung, Qualitätssicherung und externe Kreative, wie Grafiker und Designer.
5. Hat sich das Produkt seit dem Launch geändert/weiterentwickelt?
Ja, es bleibt lebhaft in diesem Produktbereich. Seit dem Launch der Damengrößen, sind Kinder- und Herren-Sohlen dazu gekommen. Zeitgleich haben wir in die bunte Prym Love Welt Kindersohlen mit blauer und weißer Sohle gelauncht, ergänzt um Ready to Sew Stoffmixpakete „Espadrilles“ und Boots. Damit auch die Oma nicht ohne Beschäftigung bleibt.
Darüber hinaus ergänzten wir das Sortiment um die Anleitungsvideos und Schnittmuster für den Boot, Sneaker und noch mal den Klassiker in verschiedenen Varianten. Damit wollten wir unseren Kunden eine weitere Ideenvielfalt aber auch Hilfestellung bei der Herstellung der Schuhe geben.
Direkt nach dem Launch sind zwei Espadrilles Bücher erschienen, „Das grosse Espadrilles Ideenbuch“ und „Espadrilles selbst gemacht“, für alle, die sich in das Thema mit dem Suchtpotential vertiefen wollen
6. Habt ihr euch auch Espadrilles genäht?
Claudia: Ich habe gleich zu Beginn den Roten ganz klassischen Espadrilles für die Verpackung genäht, ein Pärchen für meinen Mann und einen sommerlichen Schuh; hier habe ich zwei Handarbeitstechniken kombiniert, das Fußteil ist gehäkelt, das Ferstenteil genäht.
Jana: Ich habe ein Paar für meine Schwester gemacht, das war eine Kombi aus unserem beigen Basisstoff und aus Nepal mitgebrachtem handgewebten Ethnostoff.
7. Seid ihr selbst auch handarbeitsaffin?
Jana über Claudia: Claudia ist eine allround begeisterte Handarbeiterin. Ich habe das Gefühl, sie kann alles. Sie ist eine leidenschaftliche Quilterin, Ihre Strickkreationen sind der Wahnsinn und Nähen ist eine Selbstverständlichkeit.
Claudia über Jana: Jana hat mit viel Spaß und Freude Nähkurse in der Prym Akademie besucht und beim Stricken durfte ich sie beim Wolleinkauf begleiten und den Design-Pullover mit an den Start bringen. Als Produktmanager für Reißverschlüsse ist ihr auch das Einnähen von selbigen nicht erspart geblieben – meisterhaft setzt sie diese in tolle Kosmetiktäschchen aus peruanischen Stoffen ein.
8. Espadrilles im Winter, was meint ihr?
Kuschelig und warm – für Zuhause auf jeden Fall: wenn sie z.B. aus Filz genäht und noch besser, wenn sie mit Fell oder Wollstoff gefüttert werden. Als kreative Nikolausstiefel können sie mit Schleckereien gefüllt unsere Lieben erfreuen.
9. Beschreibt doch mal eure Lieblingsespadrilles
Jana: aus buntem Ethnostoff bei Zara zu groß gekauft und damit bis in die Bergspitzen der kanarischen Insel gekommen. Leider nicht selbstgemacht, kommt aber zum Sommer.;-)
Claudia: Aufwendig bestickt, aus Zeitgründen bis jetzt noch nicht umgesetzt oder schlichte Leder-Espadrilles
10. Gibt es weitere Produkte bei Prym, die euch besonders am Herzen liegen? Warum?
Jana: Ja, die Nähkörbe und Co. Ich kombiniere Stoffe und Materialien wahnsinnig gerne, das Produkt bringt es mit sich. Und wenn man die Entwicklung der Kollektionen und das Feedback der Kunden betrachtet, freue ich mich wieder aufs Neue mich den Produkten zu widmen.
Claudia: Als begeisterte Quilterin liegen mir die Patchwork Werkzeuge besonders am Herzen. Meine Favoriten sind die Produkte aus der Ergonomischen Linie, weil sie für mich die Tradition mit Moderne verbinden und es macht mir besondere Freude damit zu arbeiten.
Vielen lieben Dank an beide für dieses Interview!
Was für mich an diesen beiden Tagen am allerspannendsten war: Hier in Stolberg entstehen die Ideen hinter den Produkten. Wir haben acht tolle Frauen mit viel Elan und ganz viel Köpfchen kennengelernt, die hinter all den magnetischen Nähkissen, ergonomischen Kreiderollern und Nähkästchen stecken. Sie haben für diese beiden Tage ihren Schreibtisch verlassen und uns ganz offen und natürlich einen Einblick in ihren Arbeits- aber auch persönlichen Alltag gegeben. Man merkte: Sie hatten an diesen beiden Tagen genauso viel Spaß wie wir und waren interessiert daran, auch etwas über uns zu erfahren.
Ich finde, gerade beim Kauf von Werkzeugen und Kurzwaren bei größeren Unternehmen, sind die Produkte besonders anonym und lösen kaum Emotionen aus. Dabei ist Handarbeit ein Hobby, das ich sehr wohl mit Emotionen verbinde. Wenn ich mehr über die Personen hinter den Produkten weiß oder die Geschichten, die dahinter stecken, entscheide ich mich beim Kauf auch emotionaler. Denn ich kaufe gern ein Produkt, wenn ich den Menschen oder die Geschichte dahinter mag.
Für mich stand Prym bisher immer für Qualität und für lange Traditionen. Jetzt haben auch die Leute dahinter mein Herz gewonnen. Ich werde gern zurückdenken an dieses nette Team, die lustigen Momente und die offenen und ungezwungenen Gespräche, die wir an diesen Tagen hatten. Danke für eine schöne Zeit!
Gruppenfoto by Jan Kappen
Wer noch mehr über unseren Ausflug zu Prym erfahren möchte: Meine Bloggerkollegin Monika von Dorflädeli hat dazu einen schönen Beitrag auf ihrem Blog verfasst und Nastia von DIY-Eule hat sogar ein ausführliches Follow Me Around Video gedreht.
Viel Spaß beim Schauen und liebste Grüße,
Selmin
jennifer-heart
Das hört sich nach ganz wunderbaren 2 Tagen an. Du hast es wieder mal geschafft, so mitreißend zu schreiben, dass ich mir wünsche dabei gewesen zu sein. ?
Selmin von Tweed & Greet
Oh, Dankeschön!
Koko
Ein toller Blick hinter die Kulissen, liebe Selmin.
Also die Boots finde ich großartig. Da sie mit den Sohlen sicherlich Leisetreter auf Parkettböden sind, wären das die idealen Hausstiefelchen für mich. Ich würde dazu einen Denim verwenden und oben vielleicht ein bisschen Fell, für mehr Kuscheligkeit. Außerdem kann man den Boot wunderbar als Nikolausstiefel verwenden 😉
Selmin von Tweed & Greet
Danke, liebe Koko! Denim und Fell klingen nach einer coolen Kombi! Wünsche Dir einen schönen Abend!
craftyneighboursclub
Oh Selmin, wie wunderbar. Da war ja die richtige Truppe zusammen. Und dein Interview ist toll! Danke! Wir würden die Boots übrigens in Hamburger-Herbstgrau nähen und mit gestrickten Stulpen kombinieren. Liebe Grüße, Jule vom Crafty Neighbours Club
Selmin von Tweed & Greet
Huhu liebe Jule! Das war wirklich eine coole Truppe! Ich mag eure Kombinationsidee:-) Freu mich auch Dich bei der Blogst! Liebste Grüße, Selmin
Fee von fairy likes...
Wie cool, liebe Selmin – was in Stolberg nicht so alles los ist. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass man auch Hausstiefel machen könnte, aber die Vorstellung gefällt. Mint wäre toll, vielleicht in Kombination mit einem zarten grau? Liebste Grüße von Fee
Selmin von Tweed & Greet
Danke liebe Fee!! Mint und zartes grau? I think I like! Liebste Grüße zurück, Selmin
naehconnection
Danke für den tollen Bericht. Das war super interessant. Ich bin jetzt schon ewig auf der Suche nach ganz einfachen weißen Sommerschuhen. Tadaa, das wär’s doch wenn ich die selber mache!
Selmin von Tweed & Greet
Na dann mal los, der nächste Sommer kommt bestimmt:-)
laura
Liebe Selmin,
danke für den ausführlichen Bericht, den ich einmal komplett mit Spannung gelesen habe (: Es ist toll zu wissen, wer hinter der Marke steht und wie viel Liebe in jedes einzelne Produkt fließt! Den Gewinn beim Prym-Contest hattest du mit deiner tollen Variante auch mehr als verdient (:
Ich kann mir die Boots sehr gut aus einem gemusterten Baumwollstoff vorstellen (vielleicht schwarz-weiß?), den ich dann mit Vlies wattieren würde. Kuschelalarm, wie du so schön sagst! Knöpfe an der Seite wären der perfekte Verschluss (:
Alles Liebe,
Laura
Swana
Liebe Selmin,
Toll! Einfach toll! Ich freu mich riesig für Dich dass du das erleben durftest. Danke für den super Bericht und ganz viel Spass beim nähen deiner Boots. 🙂
Bis bald, geht ja nicht mehr lange.
Liebe Grüsse
Swana
Sandra
Ach ja, toll wars. Und viel zu schnell vorbeigegangen. Schön, die Bilder zu betrachten – ich hab ja irgendwie fast gar keine gemacht:(
Liebe Grüße
Sandra