Tipps für den Nähstart - Tweed & Greet

Du würdest gern mit dem Nähen deiner Kleidung anfangen, aber du hast keine Ahnung wie du starten sollst?

Sätze wie „Oh, ich würd‘ auch so gerne nähen, aber ich kann’s nicht!“, „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“, „Cool, was Du Dir alles nähst, das würd‘ ich auch gern können!“ höre ich so oft, und immer ist meine Antwort: „Fang einfach an. Wenn Du wirklich Lust dazu hast, leg los!“ „Ich kann nicht nähen“, gibt’s nicht. Denn jeder kann es lernen, wirklich!

Obwohl meine Mama Schneiderin ist, hab‘ ich selbst erst vor 9 Jahren mit 32 Jahren angefangen, mich für das Nähen zu interessieren. Ich hatte keine richtige Ahnung, wie ich loslegen soll, da meine Mutter in Istanbul wohnt, kam sie als Lehrerin nicht in Frage. Und weil ich so ein schrecklich ungeduldiger Mensch bin, hab‘ ich mir einfach ein günstiges Gerät online bestellt, das ich heute nicht mehr bestellen würde, zusammen mit einem Buch, das ich heute nicht mehr empfehlen würde und mit ein paar youtube Videos losgelegt. Zwei Monate später haben meine Freundinnen mir meinen ersten Nähkurs geschenkt, dort fing ich dann erst an, zu verstehen, was ich denn da wirklich mache. Aber auch bis dahin hatte ich eine Menge Spaß und erste Erfolgserlebnisse.

Ich hab‘ euch mal fünf Schritte zusammengeschrieben, die euch dabei helfen können, wenn ihr mit dem Nähen loslegen möchtet.

Tipps für den Nähstart - Tweed & Greet

1. Die richtige Nähmaschine

Die Anschaffung einer Nähmaschine und der Umgang damit ist meist die größte Hürde beim Einstieg ins Nähen. Auch hier gilt: Sprecht mit anderen, die ebenfalls nähen und fragt nach ihrer Empfehlung. Vielleicht gibt es auch jemanden in eurer Umgebung, der zwar eine Nähmaschine hat, aber im Moment nicht näht. Fragt sie, ob ihr euch die Maschine ausleihen dürft. So merkt ihr, ob das neue Hobby etwas für euch ist und ob ihr Geld in eine eigene Maschine investieren möchtet. Achtet allerdings darauf, dass die Nähmaschine voll funktionstüchtig ist und auch das Handbuch noch mit dabei ist. Eine Maschine, die nicht mehr verwendet wurde, weil sie eine Macke hat und eigentlich zur Wartung müsste wird euch keinen Spaß bringen – und auch Omis ganz alte Nähmaschine kann die Freude, einfach loszulegen

Fragt im Nähkurs, welche man euch empfehlen würde.

Geht in einen Nähmaschinenladen in eurer Nähe und fragt, ob ihr die Maschine vor Ort mal testen könnt. Wer online bestellen möchte: Der nähPark bietet die Möglichkeit, die bestellte Nähmaschine nach dem Kauf 60 Tage lang zu testen. Ich habe meine Maschine, eine Brother Innov-is, dort bestellt und sie anschließend behalten, weil ich zufrieden war.

2. Lernt von jemandem

Sich – wie ich – alleine mit einem Buch und Video-Tutorials an die Nähmaschine zu setzen, kann, muss aber nicht für jeden der richtige Weg sein. Gerade wenn ihr ahnungslos vor der Nähmaschine sitzt, häufen sich die Fragen. Alles auf sich selbst gestellt nachzuschlagen, kann den Startprozess verlangsamen und Frust aufbauen. Fragt doch eine liebe Freundin oder Verwandte, die nähen kann, ob sie Lust hätte, euch die ersten Schritte zu zeigen. Vielleicht hat sie ja auch bereits eine Maschine, an der ihr üben könnt.

Sucht euch einen Nähkurs in eurer Nähe. Falls ihr keine Nähmaschine habt, sucht nach einem Kurs, bei dem ihr – manchmal gegen etwas Aufschlag – die Nähmaschine mitbenutzen könnt. So probiert ihr schon einmal einen Typ Maschine aus und bekommt ein Gefühl dafür, wie es ist, mit der Nähmaschine zu arbeiten.

Ich finde ja, sich zum ersten Mal an die Nähmaschine zu setzen, ist ein Bisschen so, wie das erste Mal Auto zu fahren. Sucht euch also jemanden, mit dem ihr die Scheu vor den ersten Schritten verliert.

3. Das richtige Werkzeug

Es gibt so vieles das auf dem Markt für Nähen angeboten wird, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Ich habe im letzten Jahr mal eine Liste der meiner Werkzeuge mit Beschreibung erstellt, die euch vielleicht weiterhilft.

4. Das richtige Projekt

Fu ruft Uta. Als ich in der ersten Klasse war, hat sich dieser Satz aus meiner Lernfibel in mein Hirn gebrannt. So hab ich Lesen gelernt. Im Englischunterricht ging es anfangs darum, Sätze wie „Hello, my name is Selmin“ zu beherrschen. Beim Nähenlernen ist es genauso, wie mit jeder anderen Fähigkeit, die wir neu erwerben. Es ist sinnvoll mit einfachen Dingen zu starten.

Sucht euch beim Stoffhändler einen preiswerten Stoff , der euch gut gefällt. Oft gibt es kleinere Reststücke, die toll aussehen und nicht viel kosten. Startet mit leichten Projekten, bei denen ihr nur geradeaus nähen müsst. Lasst Euch zeigen, wie ihr aus einem tollen Baumwollstoff ein Kissen mit Hotelverschluss nähen könnt. Oder näht eine einfache Tragetasche. Je leichter das Projekt am Anfang, desto größer ist das Erfolgserlebnis. Je geübter eure Hände sich mit Stoff und Nähmaschine bewegen, desto leichter fallen euch später Kleidungsstücke, wie zum Beispiel Röcke oder erste Kleider.

5. Perfektionismus Adé

Niemand erwartet super gerade Nähte, wenn ihr gerade ein paar Tage an der Nähmaschine sitzt, also erwartet es auch nicht selbst von euch. Es kann und wird auch mal passieren, dass die Vorstellung, die ihr von eurem Projekt im Kopf habt, nicht genau so aus der Nähmaschine kommt. Aber das ist völlig okay und gehört dazu. Freut euch darüber, dass ihr eure erste Tragetasche in der Hand haltet, auch wenn sie ein paar Beulen hat. Ihr habt sie selbst geschaffen. Irgendwann macht ihr euch keine Gedanken mehr über „rechts auf rechts“ legen oder darüber, wie ihr die Stecknadeln am Besten positioniert um die Stoffe zusammenzuhalten.

Habt keine Angst davor, Fehler zu machen. Ihr arbeitet mit einem Stück Stoff und nicht am lebenden Objekt. Ihr werdet Projekte wieder und wieder auftrennen, weil ein Missgeschick passiert ist. Das gehört zum Lernprozess und so frustrierend Fehler sind, für’s nächste Mal habt ihr was dazugelernt. Vor einiger Zeit hab‘ ich meine Gedanken zum Thema Nähen und Perfektionismus mal zusammengeschrieben, es ist mein kleines Mantra, das mich oft auf den Boden zurückholt. Denn auch mir passieren Fehler, viele Fehler.

Ihr Lieben, das waren meine Gedanken für zukünftige Hobbynäherinnen. Wenn ihr immer noch Lust habt, mit dem Nähen zu starten, greift zum Telefon und fragt eure Freundin, ob sie zum Nähen vorbeikommen möchte oder stöbert online nach einem Kurs. Jetzt ist euer Moment!

Wer möchte, ist übrigens herzlich eingeladen, meine Tipps in den Kommentaren mit eigenen Vorschlägen zu ergänzen. Ich freue mich auf eure Rückmeldungen!

Ich wünsche euch einen tollen Sonntag!

Liebste Grüße,

Eure Selmin

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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12 Kommentare

  1. Antworten

    AniLorak

    5. Juni 2016

    Hallo. Gut zusammengefasst. Nicht umsonst ist Schneiderin ein Ausbildungsberuf von 3 Jahren. Besuche auch einen Kurs seit 3 Jahren bei einer Schneiderin von >70 Jahre. Da lern ich klassischen Ansatz, ‚pfuschen‘ kann ich allein. Wenn ich an meine ersten Teile denke; Entwicklung bedarf Übung und Zeit. Und ja Mut, trauen – hej teurer Stoff aber was soll’s. Ich habe damals 2ndHand 501 mit Löchern für 100 DM geshoppt… .

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      5. Juni 2016

      Liebe Ani, das sehe ich genau so, Übung, Mut und Zeit, das magische Dreieck:-) Liebste Grüße, Selmin

  2. Antworten

    schurrmurr

    5. Juni 2016

    Hallo Selmin, danke für den Beitrag..ja ich kann es auch schwer akzeptieren, wenn diese Kommentare kommen von wegen „Ich kann nicht nöhen, ich habe zwei linke Hände.“ Wenn man es wirklich will lernt man es, auch wenn es Rückschläge gibt. Bei mir hat es auch gedauert, bis ich endlich einen Nähkurs machte und es hat sich gelohnt, weil ich vorher oft zu ungenau war. Heute, wenn ich alte Sachen von mir sehe, muß ich oft lachen über die Fehler und die Art wie ich genäht habe. Übrigens besitze ich einen gelben Fu genau wie aus der Fibel. Habe ich mal selbst gestrickt.
    LG
    Schurrmurr

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      5. Juni 2016

      Es ist doch so schön, zu sehen, welche Entwicklung man mach, oder?t:-) Mein Fu war zwar nicht selbstgenäht aber ein DIY aus einer Socke:-D Wünsche Dir einen schönen Abend! Liebste Grüße, Selmin

  3. Antworten

    Franzy vom Schlüssel zum Glück

    5. Juni 2016

    ch bin wirklich so happy, dass wir damals in handarbeiten einen nähmaschinenführerscheinm gemacht haben.. ich weiß nicht, ob ich mich ohne diese ersten Schritte an eine maschine getraut hätte.
    Heute weiß ich: auch wenn ich nicht super sauber arbeite…. ich mag meine genähten Sachen 🙂

    Viele liebe Grüße

    Franzy

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      5. Juni 2016

      Ich glaube, wenn man sich mit den richtigen Menschen an die Nähmaschine setzt, ist sie gar nicht mehr so angsteinflößend:-) Ung, genau, hauptsache, es macht Dir Spaß und Dir gefällt, was Du zauberst:-) Liebste Grüße, Selmin

  4. Antworten

    Marie

    5. Juni 2016

    Ich glaube trotzdem, dass es manche besser lernen und manche weniger gut. Ein bisschen Geschicklichkeit, die einfach nicht jedem mitgegeben wurde. Aber grundsätzlich hast du natürlich recht, wenn es darum geht, Schnitteile aneinander zu nähen, das kann sich jeder aneignen.
    Mir half und hilft es immernoch, mir Inspiration zu suchen und im Netz zu stöbern nach tollen Klamotten und Projekten.

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      5. Juni 2016

      Liebe Marie, ich finde, bei einem Hobby geht es nicht unbedingt darum, wie gut jemand ist, sondern eher darum, dass es ihm Spaß macht:-) Aber ich denke schon, dass Übung auch in diesem Fall den Meister macht und man sich Geschicklichkeit auch aneignen kann. Wer es nicht ausprobiert, wird nie wissen, wie geschickt und kreativ er eigentlich ist, ich spreche aus Erfahrung:-). Liebste Grüße, Selmin

  5. Antworten

    jsama0201

    5. Juni 2016

    Ich hab mir z.B. für die ersten Schritte an der Nähmaschine einen Online-Kurs gegönnt, weil ich mit dem Ergebnis des Nähkurses, den ich zu diesem Zweck besucht hatte nicht wirklich zufrieden war. Nach dem Kurs war ich genauso schlau wie zuvor weil die Trainerin ständig vergessen hat, dass ich keine Erfahrung habe und alle kritischen Schritte selbst gemacht hat, ohne etwas zu erklären. Ich habe auch mit Beutel und Kissen angefangen und mich langsam vorgearbeitet. Man lernt ja auch mit jedem neuen Projekt. Es ist wie bei vielen Dingen Übung macht den Meister. Diese „Würde ich auch gern können…“ finde ich auch immer zwiespältig. Entweder ich will es wirklich lernen, dann setzte ich mich hin und mache es – oder ich rede nur so dahin…
    Für mich geht es aber auch nicht um Perfektion – dann wäre ich Schneiderin geworden. Es ist ein Hobby, das Spaß macht und wenn etwas Tragbares dabei herauskommt, das auch noch toll aussieht, dann ist das ein großartiger Bonus 🙂

    Danke für deine ehrlichen Einblicke in die Nähwelt

  6. Antworten

    Karla Kolumna

    8. Juni 2016

    Ich habe vor knapp drei Jahren mit dem Nähen begonnen, meine halbe Familie ist nähaffin, aber ich konnte dem Ganzen nie viel abgewinnen, zu ungeduldig und so 😉

    Aber dann hab ich mir eine Einsteigermaschine für wenig Geld besorgt und einfach angefangen.

    Wichtig für meine Motivation sind Projekte die auch wirklich Spaß machen und deren Ergebnisse auch wirklich nützlich sind.
    Die meisten Einsteigerprojekte die man empfohlen bekommt sind für Sachen die ich einfach nicht gebrauchen kann. Das macht mir keinen Spaß.

    Meine Mutter und meine Tante wollten mir einreden wie kompliziert doch Reißverschlüsse zu vernähen sind, ich wollte aber einen kleinen Kulturbeutel mit Reißverschluss. Also hab ich mich mit Anleitung daran gesetzt und viel geflucht und habe nun einen wunderbaren Kulturbeutel und weil es ja sonst langweilig wäre aus Canvas und Wachstuch 😀
    Das nächste Projekt war ein Streifenpullover (auch da hieß es wieder Streifen sind sooo kompliziert…), danach folgte ein Kapuzenpullover mit selbst erstellter Kapuze und Eingriffstaschen, eine Bluse, Schlafanzughosen, ein Shirt für den Freund nach selbst erstelltem Schnitt…

    Daher suche ich mir Projekte die vielleicht kniffliger sind, aber deren Endprodukt ich auch wirklich benutze und ich nähe auch nur mit Stoffen die mir wirklich gefallen. Der super günstige Restposten in grausigen Farben motiviert mich überhaupt nicht, auch nicht zum üben.

    Bisher habe ich auch noch keinen Kurs besucht. Ich glaube ich bin einfach nicht der Typ dafür, ich versuche mich da vorerst selbst durch zu probieren.
    Ich trage alle meine selbstgenähten Sachen gerne, auch wenn manche einfach nicht perfekt sind.

    Was ich also sagen will: einfach machen und zwar so wie man es selbst für richtig hält. Man braucht auch erstmal keine teure Maschine wenn man gar nicht weiß ob man mehr als ein paar Einkaufstaschen nähen wird.
    Gekauft habe ich bisher auch noch keine Maschine, sondern nähe auf einer 60 Jahre alten Pfaff von meiner Oma. Diese näht von Segeltuch über Jersey bis hin zu Spitze alles ohne Probleme. Seit neuestem aber in Kombination mit einer 15 Jahre alten Overlock von meiner Tante.
    So schöne saubere Nähte können sich viele Kaufklamotten mal abschauen 😉

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