Als meine Freundin diesen Sommer geheiratet hat, war diese Hose nicht meine erste Wahl für ein Hochzeitsoutfit. „Tanzbar mit Style“ war der Dresscode und ich hatte eigentlich die ganze Zeit ein sommerliches Kleid vor Augen. Zum Nähen war nicht wirklich Zeit und nach gefühlten 100.000 Anproben und WhatsApp-Nachrichten mit anderen Freundinnen, entschied ich mich irgendwann für ein Ensemble mit dieser Knallerfarbenhose (Hose Théophile von Sezane), gepunktetem Sommertop und meinem weißen selbstgenähten Blazer. Ein Outfit, dass sich einfach sehr nach mir anfühlte. Die Hose war viel zu lang, da ich allerdings hohe Schuhe trug, ignorierte ich es. Später am Abend wechselte ich allerdings in bequeme Sneakers und musste erstmal ziemlich krempeln. Ich erwischte mich dabei, wie ich ganz vorsichtig tanzte, damit der Saum nicht direkt beim ersten Mal Tragen kaputt geht. Wirklich tanzbar war das nicht.
Diesen Herbst und Winter möchte ich die Hose gern zu alltäglicheren Gelegenheiten anziehen. Durch ihren hohen Wollanteil ist sie perfekt für die kühlere Jahreszeit. Da ich im Alltag aber eher Sneakers trage, musste der Saum also gekürzt werden. Auf dem Foto könnt ihr die Originallänge erkennen, die ich mir kurz vorm Kürzen noch einmal vor Augen geführt hab.
Kleidung die nicht gut passt, wird schneller Abnutzungserscheinungen zeigen, als gut sitzende Kleidungsstücke. Zu enge Kleidungsstücke führen schnell zu dünnen Stellen und Rissen rund um Nähte. Und zu lange Hosen, wie hier, zu abgewetztem Saum, der später nicht wirklich schön aussieht. Es sei denn, es ist so gewollt. Die Selmin von 1997 fand das früher besonders bei Jeans ganz lässig, bei der 42-jährigen Gegenwarts-Selmin sträuben sich mittlerweile alle Nackenhaare, wenn sie an abgewetzte Saumteile denkt – und dann erst der Schmutz, der sich da in den flodderigen Kanten ansammelt!
Okay, es ist offiziell – Gegenwarts-Selmin klingt wie die Mutter der 1997-Selmin.
So hab ich meine Hose gekürzt
Es gibt ein paar unterschiedliche Möglichkeiten die Hose nach dem Kürzen zu versäumen. Ich hab mich für die gleiche Variante entschieden, die die Hose bereits hatte. Die Variante mit dezentem Blindstich, die von der rechten Stoffseite nicht zu sehen ist. In unserem Onlinekurs „The Mended Closet“ stellen wir euch übrigens alle gängigen Saumvarianten detalliert vor.
Ich hatte niemanden da, der mir beim Abstecken der Hose zuverlässig helfen konnte. Und unsere neue Hündin Ruby hat zwar viele Talente, die sie nach und nach zum Vorschein bringt, war mir hier aber nicht wirklich eine Hilfe.
Also habe ich eine gut passende Hose als Referenz genommen, die ähnlich geschnitten war, mit einer bereits optimalen Saumlänge. Ich habe die Hosen flach aufeinander gelegt, so dass die Schrittnähte genau aufeinander lagen. Dann hab ich erst auf der neuen Hose markiert wo die Endlänge sein soll, also die Stelle an der ich später umbügeln muss. Danach hab ich den Hosensaum aufgetrennt und 4 cm weiter unten eine Schnittlinie markiert, an der ich schließlich die zu langen Saumkanten abgeschnitten habe.
Danach wurde die neue Saumkante zunächst mit der Overlock versäubert. Anschließend habe ich den Saum umgebügelt um die gemessenen 4 cm und dann mit einem Blindstich den Saum am Hosenbein fixiert. Bei einem Blindstich wird immer nur eine minimale Stoffschicht von der sichtbaren Stoffseite beim Nähen aufgenommen, so dass von der rechten Seite später nichts zusehen ist. Das ist gerade bei Stoffhosen mit einem breiten Saum sehr ansprechend, weil es für einen cleanen Look sorgt.
Damit es unaufällig bleibt, ist es wichtig, dass die Garnfarbe wirklich sehr genau passt, denn ein kleiner Punkt ist von der rechten Seite immer mal wieder zu sehen. Nach dem Bügeln ist aber auch das fast verschwunden und man sieht kaum noch etwas.
Tipp für abgeschnittene Saumteile
Die abgeschnittenen Saumteile behalte ich übrigens immer, denn man kann sie prima nutzen, falls es an der Hose später abgenutzte Stellen oder Löcher gibt. Sie eignen sich nämlich perfekt als Flicken. Falls ihr die Entstehung übrigens in Bewegtbild sehen wollt, auf Instagram hab ich ein kleines Reel dazu gedreht. Die detaillierte Video-Anleitung für den Blindsaums, zeigt euch Laura in unserem Onlinekurs „The Mended Closet“ Schritt für Schritt. Im großen Kurs „Fix & Fit it all“ zeigen wir euch zudem auch Methoden, um Hosen ganz einfach selbst zu kürzen.
Meine neue Hose hat sich also endlich von der festlichen Stöckelschuhlänge auf alltagstaugliche Länge transformiert. Ich habe sie so gekürzt, dass sie weiterhin sehr lang ist aber den Boden nicht berührt. Ein Paar Stiefel mit leichten Absätzen passen nämlich super dazu und ich möchte sie ab auch damit kombinieren. Ich freu mich sehr, dass sie mich jetzt endlich begleiten kann, statt den Schrank zu hüten. Sehr gern kombiniere ich sie momentan ganz zurückhaltend mit einem Jeanshemd und werd sie gleich heute Abend beim Essen mit Freundinnen aus dem Schrank zücken.
Ich wünsche euch schonmal ein schönes Wochenende!
Liebste Grüße,
Selmin
Annabeth
Wunderbare Farbe! und Wollhosen sind meine Lieblingshosen. Ich liebe natürliche Materialien 🙂