Das Sommerkleid Bettine von Tilly. Als sie den Schnitt im Juli rausbrachte, wusste ich schon bei der Bestellung, dass es in meine Herbstgarderobe kommt und die Ärmel lang sein würden. Ich mag den schlichten Schnitt, der aus einem Kimonooberteil und einem tulpenförmigen Rock besteht. In der Taille wird es mit einem Gummizug geschoppt. Wer möchte, kann es mit Taschen versehen. Ich liebe Taschen an Kleidern, denn ich finde sie bekommen dadurch immer einen schön lässigen Touch.
Meine Stoffwahl fiel auf diese blau-weiß-schwarze Farbkombination, auch wenn ich im August noch ein paar andere Stoffideen für das Bettine Dress vorgestellt hatte. In diesen hell-blau-weiß gemusterten Crêpe-Stoff habe ich mir vor einiger Zeit bei Alfatex verguckt. Der schwarze Baumwollstoff ist von einem Markt in Oxford. Die Taschenbeutel am Rock habe ich ebenfalls mit dem hellen Stoff verstürzt und mag es, wie das blau versucht, unter dem schwarz hervorzulinsen.
Der Schnitt eignet sich aus meiner Sicht gut für fortgeschrittene Anfänger, die weiterkommen möchten. Die Herausforderungen liegen beim Beleg und beim Einsetzen des Gummizuges. Die einzelnen Schritte sind aber im Booklet, wie immer bei Tilly’s Schnitten, detailliert beschrieben und auf ihrem Blog gibt es darüber hinaus noch kleine Extratipps für die Verarbeitung.
Bisher habe ich auch immer ungern mit Belegen genäht. Denn immer war der Ausschnitt danach entweder verzerrt oder irgendetwas stand unschön ab. Um das zu verhindern gibt sie zwei Tipps:
Sie empfiehlt, den Ausschnitt an Vorder- und Rückseite zunächst mit einer geraden Naht zu stabilisieren, bevor man die Schnitte zusammennäht. Das kannte ich noch nicht.
Außerdem hatte ich Belege bisher immer erst zum Schluss hin eingesetzt: Nachdem ich die Schulter- und Seitennähte geschlossen hatte und auch Ärmel eingesetzt waren. Bei diesem Kleid erfolgte das Einsetzen des Beleges am Anfang: Nachdem die Schulternähte geschlossen sind, aber die Seitennähte noch offen. Das Kleidungsstück liegt flach auf dem Tisch und die Belege werden ohne zu zerren um den Ausschnitt herumgesteckt und genäht. Es war das erste Mal, dass ein Ausschnitt mit Beleg nicht komisch absteht oder verzerrt aussieht. Außerdem ist so einer der schwersten Teile erledigt und der Rest kann locker weitergehen.
Kommen wir zu der Verlängerung der Ärmel: Ich hatte anfangs gar nicht darauf geachtet, dass es sich bei den kurzen Ärmeln des Kleides einfach um überschnittene Schultern handelt. Irgendwie dachte ich die ganze Zeit, dass ich einfach nur den Ärmelschnitt verlängern muss. Als ich beim Schnittabpausen keine separaten Ärmelschnitte fand, dämmerte es mir so langsam.
„Hmm, ja okay, einfach, dann verlängere ich die überschnittenen Ärmel und habe einen langes durchgängiges Schnittteil für Vorder- und Rückseite inkl. langem Arm. Ja, so mach ich das.“ Nun, wer mich auf Instagram verfolgt, der weiß, wie das endete. Der Stoff war nicht breit genug für meine langen überschnittenen Ärmel. Eigentlich auch klar. An die Stirn klatschen, weitermachen.
Irgendwann fiel der Groschen. Ich bin so happy, dass ich darauf gekommen bin, dass ich euch auch eine kleine Anleitung erstellt habe. Einfach, damit ihr nicht in die gleiche Verlegenheit kommt. Alle, die jetzt denken: „Selmin! Bitte! Ärmelverlängern ist doch Peanuts, das schüttle ich locker aus dem Handgelenk“, dürfen den Part bis zum „Hello.“ überspringen. Die anderen folgen mir bitte unauffällig:
Anleitung: Tipps zum Verlängern von Ärmelschnitten
Gewünschte Ärmellänge ermitteln:
- Das Schnittmuster des Vorderteils habe ich an meine Körpermitte gehalten. Von der Stelle an, an der die kurzen Ärmel am Oberarm endeten, habe ich abgemessen, wieviel cm bis zum Handgelenk noch fehlen.
- Um die Armlänge richtig zu vermessen müsst ihr den Arm übrigens leicht anwinkeln und das Maßband vom hinteren Oberarm über den Ellbogen nach vorne zum Handgelenk legen. Am Besten ihr sucht euch jemanden, der den Arm vermisst, während ihr euch das Schnittmuster anhaltet. Dann müsst ihr euch nicht so verdrehen, wie ich armes Hascherl ganz allein vor dem Spiegel.
- Notiert euch die Länge.
Ärmel zeichnen:
- Das vordere und hintere Schnittteil habe ich an den Schultern aneinandergeklebt. Damit ihr die Klebestellen und Ärmelkante besser erkennen könnt, habe ich beim Kleben Washitape benutzt.
- Den Schnitt habe ich auf ein Stück Schnittmusterpapier gelegt und festgesteckt, damit es nicht verrutscht.
- Zum Verständnis: links von der blauen Linie befindet sich die Vorderseite, rechts ist die Rückseite des Oberteils. Die blaue Linie unten stellt die Ärmelkante beider Teile dar.
- Nun habe ich eine Senkrechte von der Mitte der Ärmelkante des Schnittes gezeichnet. d.h. ich habe die Schulterlinie verlängert.
- An der Stelle der Senkrechten, an der mein Ärmel enden soll, habe ich eine Markierung gesetzt.
- Von dieser Stelle aus, habe ich eine neue Senkrechte, die links und rechts von der Markierung aus verläuft gezeichnet.
- Auf dieser Senkrechte wird die gewünschte Ärmelweite am Handgelenk eingezeichnet.
- Dazu habe ich das Maßband in der gewünschten Weite um mein Handgelenk gelegt und die Maße notiert. Diesen Wert hab ich durch zwei geteilt und jeweils links und rechts von der senkrechten Linie eine Markierung mit dem ausgerechneten halben Wert gesetzt.
- Jetzt habe ich die beiden gezeichneten Punkte, die die Weite des Handgelenks darstellen, mit den Ecken der jeweils überschnittenen Schultern auf dem Schnittmuster verbunden.
- Danach habe ich die beiden oberen Ärmelecken miteinander verbunden.
Fertig war mein Schnittmuster! Bevor ihr jetzt munter darauf losschneidet: Am oberen Teil habe ich 1 cm Nahtzugabe hinzugerechnet und unten 4 cm für den Ärmelsaum.
Da ich unten am Handgelenk einen kleinen Umschlag drangenäht habe, waren bei mir am Saum des Ärmels letztlich aber doch nur 1 cm Nahtzugabe nötig.
Ich hoffe, ich konnte denjenigen weiterhelfen, die irgendwann in der gleichen Situation waren oder noch vor dem Problem des Ärmelzeichnens stehen.
Nun aber zu Kleid Bettine im kompletten Zustand. Statt mit schwarzen Converse habe ich sie übrigens mal mit Ankle Boots mit Absatz kombiniert. Das gibt einen etwas schickeren Look ab, als bisher. Mag ich auch.
Hello!
Das Kleid trage ich gerne und es durfte mich auch schon nach Amsterdam zur Meet the Blogger Konferenz begleiten. Auch bei meinem Ausflug zu Prym war es mit im Gepäck. Übrigens ihr Lieben, bis Freitag könnt ihr noch Schnittmuster und Sohlen für die Espadrilles Boots gewinnen (super als kuschelige Stiefel für zu Hause oder zum Nikolaus), also wer noch nicht mitgemacht hat, kann sich noch schnell mit in den Lostopf werfen.
Habt ihr eigentlich auch solche Schlüsselmomente beim Nähen, bei denen euch plötzlich einfällt, wie es richtig geht, und ihr wahrscheinlich nie wieder den gleichen Fehler macht? Let me know!
Habt einen tollen Tag!
Liebste Grüße,
Selmin
Kleid
Schnitt: Bettine Dress von Tilly & The Buttons (auf Englisch)
Stoff Oberteil: Gemusterter Crêpe von Alfatex
Stoff Rock: Dünner Baumwollstoff gekauft auf dem Gloucester Green Market in Oxford
Ankle Boots
Hallhuber
Verlinkung: RUMS
Koko
Hey Du liebeste Näherin, toll sieht das Kleidchen aus! Bald will ich das mal live und in Farbe sehen 😉 Freue mich auf morgen 🙂
Eda Lindgren
Die Schnitte von Tilly werden einfach immer toll! Ich würde mich fast schon als Tilly-Fangirl bezeichnen 😀
Alles Liebe
Eda
Selmin von Tweed & Greet
Dann sind wir schon zu zweit:-)
Fee von fairy likes...
Das ist ja ein tolles Kleid – ich hoffe, Du trägst es bei der BLOGST, damit ich es auch mal live begutachten kann…. Liebste Grüße, Fee
Selmin von Tweed & Greet
Hehe, es ist schon auf meiner To-Wear-Liste?
Lena Klemm
Wow… Total schönes Kleid. Finde das Muster Top und dann noch die winzigen aber herausstechenden Details an den Taschen… Daumen hoch! I like…
Selmin von Tweed & Greet
Dankeschön meine Liebe!
Fredi
Bettine kommt grade aus dem Drucker und deine Ärmelverlängerung werde ich sicher auch bei einer Version für den Herbst ausprobieren. Jetzt ist aber erstmal Sommer!! 🙂
Liebe Grüße, Fredi
Selmin von Tweed & Greet
Whoohoo!! Ich bin gespannt!! Ich muss auch unbedingt mal wieder eine machen☺️ wenn ich deine sehe, krieg ich bestimmt Lust?