Cropped Birkin Flares by Tweed & Greet

Meine erste Jeans ever! Ha! Im Februar gestartet, im Mai fertiggestellt. Ich bin so happy, dass ich sie endlich an meinen Beinen trage und dass sie wirklich aussieht wie eine echte Jeans. Ich bin so stolz auf sie, dass ich diesen Blogpost nicht dazu nutzen werde, über all das zu berichten, was an ihrer Erstellung so alles schief gegangen ist.

Stattdessen werde ich euch erzählen, wie grandios ich die Jeans trotzdem finde. Dass sie auch ohne Schnittanpassungen perfekt sitzt. Und wie durchdacht dieser Schnitt ist. Dass die Schnittdesignerin Lauren Dahl von baste and gather in ihrer Beschreibung versprach, dass sie passen wird, auch wenn der Schnitt eng aussehen mag. Und dass sie wirklich auf Anhieb perfekt gepasst hat. Und dass ich den hohen Bund liebe.

Es war so spannend zu sehen, wie Stück für Stück eine richtige Jeans entsteht. Im Nachhinein betrachtet, weiß ich nicht mehr, warum sie über zwei Monate weggesperrt in einer Kiste vor sich hindümpeln musste, weil ich keine Lust mehr auf sie hatte. Warum ich vermeintlich schiefe Kontrastnähte immer wieder aufgetrennt und mir das Leben schwer gemacht hab, denn im Gesamtbild fallen Sie gar nicht mehr auf.

Eine Jeans zu nähen ist nicht wirklich schwerer als andere Projekte. Damit ihr eure erste Jeans anders angeht als ich, hab‘ ich mir für euch ein kleines Prinzip überlegt. Ich nenne es das KGG-Prinzip. Ich glaube, damit seid ihr ganz gut gerüstet. Nicht nur für eure erste Jeans. Auch für alle Nähprojekte, die ihr das erste Mal angeht. Oder solche, die komplizierter sind. Lest es jetzt, dankt mir später.

Cropped Birkin Flares by Tweed & Greet

KGG-Prinzip: Konzentration, Geduld, Gelassenheit

Konzentration

Ihr näht eine Jeans? Dann näht ihr eine Jeans. Sie erfordert eure ganze Aufmerksamkeit. Schnitt kopieren, während ihr im Kopf eine Einkaufsliste zusammenstellt? Zuschneiden beim Tatort schauen? Beschreibungen mal eben überfliegen? Nee, is‘ nich. Schnell ist das Vorderteil ohne Klappe für den Reißverschluss zugeschnitten. Klar könnt ihr im Nachhinein einen improvisierten Beleg annähen, weil euer Jeansstoff nicht mehr für einen neuen Zuschnitt reicht. Klar kann es dann passieren, dass dieser dann zu schmal wird und man später den Reißverschluss sieht.

Lest euch im Vorfeld die Beschreibungen sorgfältig durch, dann erkennt ihr potentielle Fehlerquellen, auf die ihr später achten müsst und könnt so unnötige Fehler vermeiden.

Für eine Jeans benötigt ihr Ruhe, wenn ihr merkt, dass ihr abgelenkt seid, macht eine Pause und setzt euch erst wieder ran, wenn ihr euch auf sie konzentrieren könnt. Ernsthaft.

Cropped Birkin Flares by Tweed & Greet

Geduld

Eine Jeans hat mindestens 10 einzelne Schnittteile, die alle vorher einzeln versäubert werden. Für den originalgetreuen Look, wird gefühlt alles mit einer doppelten Ziernaht versehen: Bevor ihr Schnitteile zusammennäht und auch danach. Bringt dafür Geduld mit. Näht ihr die Ziernähte mit Kontrastgarn, kann es passieren, dass ihr an den unendlich vielen Einzelteilen gefühlt 80 mal die Ziernähte wieder auftrennt, weil euch die Nahtlinien schief erscheinen. Das kann dazu führen, dass euch der Geduldsfaden reißt und ihr eine Tasche, eine Bluse mit Stehkragen, ein Kleid aus alten Hemden, ein Baseballkleid, einen Bügelbrettbezug, ein Skaterkleid, einen Bleistiftrock und ein Kissen-Decken-Ensemble fertigstellt, während die Jeans zwei Monate in eine Kiste gesperrt wird, weil ihr euch erst einmal nicht mehr mit ihr beschäftigen möchtet.

Gelassenheit

Bevor ihr zum Nahtauftrenner greift, um die vermeintlich schiefe Naht wieder aufzutrennen, fragt euch, ob es wirklich so schlimm aussieht. Ob die Stelle später sichtbar sein wird. Ob es wirklich auffallen wird, wenn die Jeans ersteinmal fertig ist. Schaut euch gekaufte Jeansnähte an, bei denen die Linien auch nicht immer exakt verlaufen. Und lasst Fünfe auch mal gerade sein.

Cropped Birkin Flares by Tweed & Greet

Die Jeans ist fertig, ihr habt den Saum genäht und seit so stolz, dass er aussieht wie ein richtiger Jeanssaum. Beim Anprobieren merkt ihr aber, dass ihr euch in der Saummarkierung vertan und sie jetzt viel zu kurz für klassische Flared Jeans und noch zu lang für den cropped Style ist? Atmet durch. Macht sie noch kürzer und tut so als hättet ihr von vornherein eine Cropped Flared Jeans geplant. Hello.

Cropped Birkin Flares by Tweed & Greet

Ihr Lieben, habt ihr eure erste Jeans auch schon hinter euch? Ging es euch ähnlich? Oder seid ihr noch in der Planungsphase? Erzählt mir davon. Ich freu mich auf eure Berichte!

Habt eine tolle Woche und liebste Grüße,

Eure Selmin


Jeanshose
Schnitt: Birkin Flares von baste + gather, eine übersetzte Version des Schnittes mit  deutscher Anleitung gibt es bei Annika von näh-connection zu kaufen

Stoff: Jeansstoff mit Elasthananteil, aus einem Stoffladen in Istanbul

Bluse
& other stories

Schuhe
Converse Chucks

Uhr
Kapten & Son

Notizbuch
Mood Book von the School of Life

Verlinkung:
Me Made Mittwoch

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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36 Kommentare

  1. Antworten

    ani lorak

    18. Mai 2016

    Wow! Sieht gut aus. Kam mir vor wie ein Wackeldackel…so oft habe ich genickt. Musd gestehen, dass ich beim Nähen immer KGG anwenden muss- sonst wird es meist nichts mit der Gelassenheit und dem Ergebnis. Was bin ich froh zu lesen, dass es auch Dir so geht. Nähen übt mich in Gelassenheit!

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Genau so ist es liebe Ani:-)

  2. Antworten

    jennifer-heart

    18. Mai 2016

    KGG-Prinzip? Ist das nicht irgendwie aufs ganze Leben übertragbar? ? Könnte der Titel einer Ratgeber-Lektüre werden. Herzlichen Glückwunsch zu deiner ersten DIY-Jeans! Sieht super aus! ?

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Hahaha, genau, Keep calm and KGG:-D

  3. Antworten

    Sybille

    18. Mai 2016

    Haha, super!das ist auch mein Lieblingsjeansschnitt
    Lg Sybille

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Danke! Ja der Schnitt ist großartig!

  4. Antworten

    Anne Görs

    18. Mai 2016

    Sieht wirklich richtig richtig toll aus! Ich habe noch keine Jeans genäht, aber eine Chino mit ähnlichem Beleg. Aber das steht auch noch auf meiner DIY-Liste! Schön geschrieben.

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Danke liebe Anne, Deine Chino kenn ich, die ist wirklich toll!

  5. Antworten

    Brina

    18. Mai 2016

    Eine tolle Jeans ist das geworden. Ich mag Jeanshosen auch unheimlich gerne und hat vor meiner ersten selbst genähten Jeans auch Respekt, aber nachdem Sie fertigt war, war ich auch richtig stolz.
    LG
    Brina

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Ja, oder? Das ist wirklich ein tolles Gefühl, wenn Du die fertige Jeans dann in der Hand hälst!

  6. Antworten

    Sandra

    18. Mai 2016

    Hihi, die Birkin in cropped wollte ich schon IMMER haben:)
    Klasse geworden! Sitzt wirklich toll, schaut auch so aus.
    Liebe Grüße,
    Sandra

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Danke liebe Sandra!

  7. Antworten

    Fredi

    18. Mai 2016

    Einfach nur mega toll und deinem KGG-Prinzip kann ich nur voll und ganz zustimmen, das trifft auf jedes aufwändigere Projekt zu! Herzlichen Glückwunsch jedenfalls zur ersten Jeans 🙂
    Und ich liebe deine Uhr, die will ich auch 😛
    Liebste Grüße, Fredi

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Danke meine Liebe! Ich werd’s der Uhr ausrichten:-)

  8. Antworten

    Jenny

    18. Mai 2016

    Das KGG-Prinzip wunderbar 🙂
    Deine Jeans sieht toll aus. Absolut klasse.
    Lieber Gruß Jenny

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Merci liebe Jenny:-)

  9. Antworten

    Susanne Dienstag

    18. Mai 2016

    Hehe, sehr amüsant geschrieben. Mit cropped-Jeans liegst du voll im Trend und außerdem passt sie gut in den kommenden Sommer, überhaupt sieht die Jeans prima aus und die dunkle Farbe bevorzuge ich bei Jeanshosen auch.
    Meine erste Jeans war auch ein wenig mühsam; Schnittmuster ausprobiert, genäht mit Absteppungen, einen halben Tag getragen und festgestellt, dass sie durchs Tragen noch so viel nachgegeben hat, dass sie um mich herumschlotterte. Wieder aufgetrennt und erheblich enger genäht. Bei der nächsten Jeans dann eine Größe kleiner gewählt und dann hat alles gepasst. Die Feinheiten, wie Hosenreißverschluß, Absteppungen und pipapo werden mit jeder Hose besser; das macht einfach die Übung, wie bei vielen Sachen.
    LG von Susanne

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Oh je! Das klingt wirklich auch mühsam! Aber für’s nächste Projekt ist es auf jeden Fall immer gut:-) Liebste Grüße, Selmin

  10. Antworten

    Lena Klemm

    18. Mai 2016

    KGG! Hammer Prinzip! So wahr und doch so schwierig… Ich werde zwar nie eine Jeans nähen aber das KGG Prinzip werde ich mir ganz fett auf die „Fahne schreiben“ cool. Und trotzdem hätte ich gerne deine Jeans 🙂 Sieht fantastisch aus – du übrigens auch!

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Hehe, danke meine Liebe!!

  11. Antworten

    Christine

    18. Mai 2016

    Oh ja. Das kenn ich auch. Bei meinen ersten (und bisher einzigen) Jeans ist durch das x-fache Auftrennen der Ziernähte die komplette Rolle Garn draufgegangen. Hat gerade noch für den letzten Zentimeter am Saum gereicht. Und dann stellte ich fest, dass ich noch mal kürzen muss…
    Beim nächsten Mal versuch‘ ich es mit KGG.
    Schöne Grüße
    Christine

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Oh noooo!

  12. Antworten

    Koko

    18. Mai 2016

    Ach meine liebste Selmin, ich lache immernoch. Du bist wirklich die sympathischste Nähchaotin, die ich persönlich kenne. Dein Bericht einfach herrlich zum lesen und auch zum nachdenken für mich alte Perfektionsnudel 😉 Jetzt bin ich echt am überlegen, ob ich das Teil auch nähen soll…aber dann hilfst Du mir bitte, damit mir das mit dem Reißverschluss nicht passiert 🙂
    Bis ganz bald! ♥♥♥

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Hööö? NÄHCHAOTIN? IIIICH? Also Bitte:-D Klar helf ich Dir und mach Dir keine Sorgen beim Reißverschluss, den näh‘ ich höchstpersönlich für Dich ein:-)

  13. Antworten

    Zwergs Welt

    18. Mai 2016

    KGG – das sollte man sich ganz groß ins Nähzimmer hängen… vielleicht trau ich mich dann auch endlich das Burdaschnittmuster abzupausen… ich hab diesmal sogar einen (nicht schönen…) Probestoff gekauft, das mach ich sonst nie. Sonst geht’s immer gleich dem guten Stoff an den Kragen ? . Lange Rede kurzer Sinn: ich folge deinem Beispiel bald – ob mit deinen Fehlern oder meinen eigenen wird man dann sehen ?

    Du hast mich mit deinem Post wie immer erheitert, danke dafür. Schöne Jeans, Bilder, Du. ?

    Liebe Grüße,
    Anna

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Hach, danke liebe Anna:-) Dein Projekt wird bestimmt super! Da bin ich aber gespannt auf Dein Projekt! Hut ab zum Probestoffkauf, das umgehe ich nämlich auch immer:-)

  14. Antworten

    Tüt

    18. Mai 2016

    Toll! So schön charmant, und die Fehler einfach mal untergeschummelt. So muss das! Ich habe Jeans 1+2 schon hinter mir, beide keineswegs perfekt, beide aber tragbar. Wie öde wäre es, eine Jeans perfekt zu nähen, beim ersten Mal? Wo bleibt da die Motivation, nochmal loszulegen und etwas besser oder anders zu machen? Ich freue mich, wenn ich fürs nächste Mal schon eine Idee habe, was sich besser lösen lässt und nähe dadurch viel lieber nochmals.
    Daumen hoch für erste Jeans, das ist schon ein richtiges Glücksgefühl was einen da durchströmt finde ich 🙂

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Du hast einfach so Recht:-) Liebste Grüße, Selmin

  15. Antworten

    Kathrin

    19. Mai 2016

    Hihi, das ist wirklich passend: KGG… Unverzichtbar für anspruchsvolle Projekte! Schön geschrieben! Mir fehlt es leider meist wirklich an der Gelassenheit. Das mit dem Reißverschluss würde mich wahrscheinlich dazu bringen, sie dann doch nicht anzuziehen. Aber auch dann ist ja sowas nicht umsonst gewesen, denn meistens hat man ja beim 1. Mal schon so viel gelernt, dass die zweite Version dann schon richtig gut klappt.
    Ich habe erst eine Hose mit Hosenschlitz und allem drum und dran hinter mir. Die ist zwar gut geworden, leider nahm der zu Benähende in der Zeit zwischen Zuschneiden und Heften und dem tatsächlichen, richtigen Nähen zu und jetzt ist sie zu klein… Schade, aber wenn man ein halbes Jahr braucht, kann das passieren…
    Für mich ist aber eine Ginger Jeans schon in Planung. Wenn die Sommergarderobe ausreichend ergänzt ist, werde ich das in Angriff nehmen.
    Liebe Grüße, Kathrin

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Danke liebe Kathrin! Oh Du wer weiß, vielleicht passt ihm die Hose ja in einem halben Jahr wieder:-) Vielleicht alle halbe Jahre mal anprobieren lassen:-D Ich wünsche Dir viel Spaß mit Deiner Sommergarderobe! Liebste Grüße, Selmin

  16. Antworten

    laura

    19. Mai 2016

    Du bist so herrlich, Selmin. Einfach immer wieder gut, erfrischend und das KGG-Prinzip ist der Kracher. Und Culottes sind doch mega angesagt, also nix da von wegen zu kurz. Genau richtig! (:

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      19. Mai 2016

      Hihi:-D Danke Du Liebe!! Drücker nach Leipzig!!

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