Eigentlich hatte ich einen ziemlich fetzigen ersten Satz parat, mit dem ich dieses Kleid hier auf dem Blog zeigen wollte, ich schwör’s! Aber ich hab ihn inzwischen vergessen. Schon zwischen der Fertigstellung und den Fotos war bereits etwas Zeit vergangen. Und auch die Fotos sind mittlerweile ein paar Wochen alt.
Wir wollten nach dem Verlust von Opi Max etwas Abstand bei einem Minitrip nach Antwerpen gewinnen. Der Trip was sehr erholsam und genau das, was wir gebraucht haben. Das mitgebrachte Covid-Souvenir etwas weniger und so lag ich letzte Woche regelrecht flach, zusammen mit meinen Plänen wieder durchzustarten. Tja, wenn die letzten zwei Jahre mich eine Sache gelehrt haben, dann die Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Es geht aber zum Glück gesundheitlich wieder aufwärts und so nutze ich jetzt die Gelegenheit für diese Zeilen.
Pullover Serafine Pattenhack – Inspiration und Idee
Ich hab‘ mir den Pullover Serafine in ein Kleid gehackt! Schon im Herbst wollte ich mir ein Serafine Kleid aus Sweat nähen. Aber während ich noch nach dem richtigen Stoff Ausschau hielt, waren wir bereits im Frühjahr angekommen. Dann präsentierte Anke von Cherry Picking ihre Frühjahrs-Stoffkollektion. Der alt-rosa rote Terry-Sweat mit Elasthan hatte es mir direkt angetan und ich hatte sofort ein T-Shirt-Kleid vor Augen, wie ich es bereits vor einigen Jahren von Seamwork genäht hatte, ihr erinnert euch? Das Kleid habe ich sehr geliebt, aber zwischenzeitlich in ein T-Shirt gekürzt weil es mir mit der Zeit zu eng und kurz geworden war. Also gab’s in meinem Herzen durchaus noch Platz für ein neues T-Shirt Kleid.
Zuerst dachte ich daran, einfach unser Tomboy-T-Shirt zu verlängern. Wollte dann aber doch etwas mehr Twist. Kurzerhand habe ich das Experiment „Kleid aus Pullover Serafine“ wieder aufgenommen. Etwas sommerlicher als die Sweater-Kleid Variante sollte es sein, mit kurzen Ärmeln und natürlich ohne den Stehkragen. Da der Cardigan Jitte die gleichen Armlöcher wie Serafine hat, wollte ich kurzerhand testen, wie die Flügelärmel der Westenversion dazu passten. Ich war sehr neugierig wie dieses Doppelflügelkleid mit den Serafine-eigenen Flügel und den zusätzlichen Flügelärmeln wohl aussehen würde.
Kleid verlängern – So bin ich vorgegangen
- Ich habe insgesamt die Größe 42 zugeschnitten
- Für die Verlängerung des Kleides habe ich zunächst an mir nachgemessen, wie lang die Strecke von meiner Taille bis zur Hüfte (die stärkste Stelle) beträgt. Bei mir sind das 25 cm.
Schnittteile vorbereiten:
- Dann habe ich alle Schnitteile des Oberteils zunächst so zugeschnitten, dass alle Größenlinien noch vorhanden sind, damit ich mehr Orientierungspunkte habe, wenn ich das Oberteil verlängere.
- Die Linien zum Verlängern und Verkürzen sind auf den Schnittteilen gleichzeitig die Taillenlinien
- Die Schnittteile für das Oberteil hab ich auf eine Papierrolle geklebt. Danach habe ich jeweils an der vorderen und hinteren Mitte sowie bei dem Seitenteil an der Vorderlinie eine Gerade senkrecht heruntergezogen. Auf dieser Geraden habe ich von der Taillenlinie runter bei 25 cm meinen Hüftpunkt markiert.
- Am Hüftpunkt habe ich dann eine neue Linie (Hüftlinie) parallel zur Taillenlinie eingezeichnet
- Der Pullover Serafine hat bei Größe 42 an der Taille eine Mehrweite von 21 cm (Differenz zwischen Körpermaße und Fertigmaße). Dieses Verhältnis wollte ich um die Hüfte ebenfalls mitnehmen. Also habe ich auf meine tatsächlichen Hüftmaße von 110 cm noch 21 cm addiert. So bin ich auf gewünschte Fertigmaße von 131 cm an der Hüfte gekommen.
- Bei Größe 52 hat der Pullover einen Taillenumfang von 134 cm. Ich hab mich dann dazu entschlossen diese Linie einfach als Orientierung zu nehmen.
- Also hab ich die Größe 52 nach unten hin ersteinmal etwas verlängert und dort wo sie auf die Hüftlinie traf meinen äußeren Hüftpunkt eingezeichnet.
- Ich hatte mir mit einem Maßband grob die Länge markiert bis zu der das Kleid gehen soll. Diese Länge habe ich auf der Geraden ebenfalls markiert und eine weitere Linie (Saumlinie) unter der Hüftlinie gezogen.
- Danach hab ich meine Verlängerungslinie gezogen, indem ich den Taillenpunkt mit der Saumlinie verbunden und dabei darauf geachtet hab, dass die Linie genau durch den äußeren Hüftpunkt geht.
- Anschließend hab ich das Oberteil in der notwendigen Größe zugeschnitten.
Fertig!
Nähen des Kleides
Beim Nähen des Kleides bin ich genauso vorgegangen wie in der Anleitung für den Pullover. Lediglich die Flügel habe ich in die Naht hinten einlaufen lassen und dann die überstehende Nahtzugabe abgeschnitten. Auf Instagram kann man im Reel erkennen, wie ich es anstecke und kürze. Das Halsbündchen habe ich halbiert, so dass es ein Rundhalsausschnitt wird, statt des herbstlich/winterlichen Stehkragens.
Die Flügelärmel habe ich so genäht wie in der Anleitung der Weste Jitte. Statt sie anzunähen ohne die Seitennähte zu schließen, habe ich die Ärmel eingesetzt, nachdem ich beim Sweater die Seitennähte geschlossen hatte. Da auch alle Knipse auf den Flügelärmeln identisch sind mit den Knipsen des Serafine Armlochs hat hier alles zusammengepasst und ich konnte genauso vorgehen, wie beim Annähen des Ärmels in der Serafine Anleitung.
Die Flügel habe ich anschließend abgesteppt.
Mission Accomplished – Experiment geglückt
Ich mag das Ergebnis sehr, und die Flügel mit den Flügelärmeln machen richtig was her. Es erinnert mich tatsächlich an mein damaliges Ringelkleid. Ich würde sagen, das Experiment ist geglückt! Und nach ein paar Tagen nur im Pyjama und Schlabbersachen, freue ich mich jetzt auch wieder sehr, mich in ein Kleid zu schwingen. Wir haben in den letzten Tagen für nächste Woche sehr spontan und kurzfristig eine Tour durch Großbritannien und Irland organisiert bekommen und es kommt auf alle Fälle mit in den Koffer. In der Hoffnung, dass das Wetter passt!
Da es sich beim Kleid eher um ein Experiment als um ein offizielles Patternhacking handelt, hab ich die Anleitung grob auf meine Maße beschrieben gezeigt. Ich hoffe, dass ihr trotzdem eine Idee davon bekommt, wie ihr den Pullover auf diese Weise verlängert könnt. Wichtig ist, dass ihr genug Mehrweite einplant. Aber wie immer könnt ihr einfach Fragen, wenn ihr Lust habt, das Schnittmuster auf diese Weise zu verlängern und nicht ganz weiterkommt.
Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß beim Nähen!
Liebste Grüße,
Selmin