Lust auf ein paar Refashion Ideen? Voilà! Drei neue Sommer-Teile sind in meinen Kleiderschrank eingezogen, genäht aus alten, nicht mehr getragenen Sachen – ebenfalls aus meinem Kleiderschrank. Vor drei Wochen hat mich der Elan gepackt und ich bin diese Upcycling-Projekte endlich angegangen. Sie waren längst überfällig, denn diese Teile haben echt mehrere Jahre den Kleiderschrank gehütet, ohne jemals wieder getragen worden zu sein. Zum Weggeben fand ich sie allerdings auch zu schade, weil ich die jeweiligen Stoffe oder das Muster mochte. Jetzt wurden sie endlich wieder in tragbare Versionen umgewandelt. Und es ging flotter, als ich dachte!
Für ein tragbares Refashion oder Klamotten-Upcycling reichen oft nur kleine Änderungen. Und es müssen keine großen Schnittkenntnisse existieren. Solange das Originalteil genügend Stoff bietet, nehme ich ganz ungeniert bestehende Papierschnittmuster als Ausgangsbasis. Was ich an Upcycling-Projekten so mag: Oftmals sind viele Verarbeitungen, wie Säume oder Knopfleisten schon erledigt und ersparen mir die Arbeit. Die Projekte unten haben zusammen nicht länger als einen ruhigen Nachmittag gedauert und ich habe mich am Ende gefragt, warum ich überhaupt so lange gebraucht habe, um loszulegen.
Auch wenn Ihr wahrscheinlich keines der Projekte unten eins zu eins so umsetzen werdet wie ich, hab ich unten einfach meine Vorgehensweise geschildert, vielleicht inspiriert Euch der eine oder andere Schritt trotzdem zu einem eigenen Kleidungsstück-Makeover. Geht ruhig Euren Kleiderschrank mal mit einem Refashion-Blick durch, manchmal lohnt sich einfach nur eine kleine Änderung, um ein Teil wieder tragbar zu machen. Es geht so flott! So, und nun jetzt geht‘s aber los!
Refashion Idee: Ärmelloses Top aus altem Faltenrock
Am meisten habe ich wohl an diesem Teil gehangen. Den Rock habe ich schon seit ungefähr 2004. Ich habe ihn eine Zeit lang sehr gern getragen und oft sehr viele Komplimente dafür bekommen. Den hochwertigen Stoff, eine Art Wolljaquard liebe ich immer noch. Allerdings kam er in den letzten Jahren überhaupt nicht mehr in Frage für mich, weil er nicht mehr meinem Stil entspricht. Trotzdem habe ich es nicht über’s Herz gebracht ihn wegzugeben. Durch die großen Falten hatte der Rock so viel Material, dass ich ohne Mühe ein weites Sommeroberteil ohne Ärmel daraus zaubern konnte. Ich wollte ein ganz schlichtes top, da das Muster schon sehr auffällig ist. So habe ich mich kurzerhand für das kostenlose Sorbetto Top Schnittmuster von Colette Patterns entschieden. Ich habe bereits vor ein paar Jahren ein Sorbetto-Top aus einer alten Tischdecke genäht und trage es im Sommer ebenfalls noch supergern. Das Top fällt sehr groß aus, daher hab ich dieses Mal zwei Nummern kleiner genäht, als laut Maßtabelle vorgesehen.
So bin ich vorgegangen:
Die Falten wurden aufgetrennt…
…und das Futter vom Rock gelöst.
Anschließend habe ich alles schön mit Dampf flachgebügelt. Um die Falten richtig zu lösen, empfiehlt es sich, sie anzufeuchten und darüberzubügeln.
Die Schnittmusterteile hab ich im Stoffbruch aufgelegt und zugeschnitten. Da ich die Saumkanten des Rocks verwenden wollte, habe ich die komplette Rocklänge als Oberteillänge genommen. Mich aber vorher abgemessen und vergewissert, dass das Oberteil am Ende nicht zu kurz wird. Danach alles per Anleitung genäht.
Für die Ärmel hab ich Schrägbander selbstgemacht: 4 cm breite Stoffstreifen im schrägen Fadenlauf zugeschnitten…
…aneinander genäht zu einem langen Stoffstreifen…
…mit einer Bügelhilfe für Schrägbandstreifen in Form gebügelt….
…und den Hals und die Armlöcher damit abgeschlossen.
Fertig!
Aktueller Liebingskombipartner: Weiße Jeans Lola von Schnittduett mit kostenlosem Taschen-Addon
Refashion-Idee: Weites T-Shirt aus einem alten Strandkleid
Dieses Fast-Fashion Strandkleid war schon ein paar Jahre alt. Ich glaube, ich habe es 2014 gekauft und das letzte Mal im Februar 2017 an Karneval als Teil meines Frida Kahlo Köstüms getragen, über einer Hose. Denn es war mir schon lange zu kurz. So kurz, dass ich es nicht einmal am Strand gern trug. Aber das Stick-Muster fand ich so schön, dass ich es noch behalten wollte. Um es tragbar zu machen, hab ich es kurzerhand einfach noch mehr gekürzt. Der geraffte Saumteil vorn ist eine schon lange in meinem Pinboard „Fashion Details“ auf Pinterest gespeicherte Inspiration. Endlich hatte ich die Gelegenheit die vordere Raffung einmal nachzumachen. Es geht einfacher als man denkt und ich liebe das vorne kurz, hinten lang Ergebnis. Perfekt für hochtaillierte Hosen.
So bin ich vorgegangen
Kleid angezogen, vorne, an der Seite und hinten die Höhen markiert, auf denen es sitzen soll. Vier cm darunter Linien gezogen mit einem Kurvenlineal.
Entlang der neuen Linie zugeschnitten und den Saum doppelt 2 x 2 cm nach innen geklappt und abgesteppt.
Saum glattgebügelt.
Von der Mitte ausgehend 30 cm vorn markiert (rechts und links 15 cm).
1,5 cm breites Gummiband, das 3 cm kürzer als die markierte Strecke ist, an einer Seite von links festgesteckt.
Das Gummiband wird am Anfang ca. 0,5 cm mit einem Zickzackstich fixiert. Danach wird das Gummiband mittig parallel zur Kante abgesteppt bis zum markierten Ende. Dabei wird es beim Nähvorgang auf die Länge des markierten Endes gezogen. Dadurch entsteht die Raffung.
Voilà, schön eingereiht! Die Zickzackstiche fallen in der Raffung gar nicht weiter auf, sollten aber mit der gleichen Garnfarbe genäht werden.
Tadaaaa!
Aktueller Liebingskombipartner: Dunkelblaue Hose Lola von Schnittduett
Refashion-Idee: Trägertop aus altem Pyjamahemd
Wie lange ich das Pjyamahemd habe, weiß ich gar nicht mehr, ich glaube schon seeehr lange. Es ist eigentlich ein Herrenpyjama. Ich habe festgestellt, dass ich einfach nicht mit geknöpften Oberteilen einschlafen kann und so wurde das Teil viele Jahre einfach links liegen gelassen, bis es in diese gern von mir getragene Form gebracht wurde. Ich habe mir ein Ogden Cami mit Knopfleiste genäht. Das Ogden Cami ist eines meiner schnell genähten Lieblingsschnitte für den Sommer. Aus der verdeckten Knopfleiste habe ich einfach eine sichtbare Knopfleiste gemacht, in dem ich die alten Knöpfe entfernt und einfach die verdeckte Knopfleiste im Vorderteil zusammengenäht hab, zu einer sichtbaren Fake-Knopfleiste. Darauf hab ich einfach neue Knopflöcher genäht. Leider ist mir beim Zuschnitt ein kleiner Fehler passiert, so dass das Top etwas enger geworden ist, als sonst. Aber das tut ihm auch keinen Abbruch.
So bin ich vorgegangen
Zuerst hab‘ ich die Brusttasche entfernt.
Dann hab ich die Schnittteile des Ogden-Camis für das Vorder- und Rückenteil jeweils vorn und hinten aufgelegt auf dem Pyjama im Stoffbruch angelegt. Für das Vorderteil habe ich die Knopfleiste genutzt. Dafür hatte ich die Knopfleiste aufgeknöpft und das Schnittteil genau auf die Kante der Knopfleiste gelegt, hätte sie aber eigentlich in der Mitte der Knopfreihe platzieren müssen. So fehlten mir später beim zuknöpfen 1,5 cm.
Die alten Knöpfe wurden entfernt.
Die Knopfleiste wurde neu übereinander gelegt und abgesteppt.
Die Träger wurden zugeschnitten. Für den Beleg hab ich Restfutterstoff meines Blazers verwendet. Anschließend hab ich alles nach Schnittanleitung zusammengenäht. Neue Knöpfe dran, fertig!
Zack, neues Spaghettitop!
Aktueller Lieblingskombipartner: Ginger Jeans von Closet Case Patterns als Mom Jeans genäht
So, das waren sie, meine neuen zeitlosen Sommerteile, die sich im Urlaub prima bewährt haben und auch in den nächsten wärmeren Tagen zum Einsatz kommen werden. Auch nächstes Jahr werden sie mit Garantie wieder hervorgeholt.
Damit schließe ich meine Sommergarderobe nun ab und freue mich so langsam darauf, die Herbstteile dieses Jahr zu planen. Dazu werden auch wieder Teile von letzten Jahr verwendet und ich habe mir wieder vorgenommen, alte ungetragene Teile wieder aufzupeppen. Ein paar Ideen hab ich schon!
Eine tolle neue Idee gibt es seit letzter Woche übrigens auf Instagram: Unter dem Hashtag #flickenfreitag werden jeden Freitag Posts zum Thema reparierte Kleidungsstücke gesammelt. Alles was geflickt, gekürzt, geändert und sonstwie wieder tragbar gemacht worden ist, kann gezeigt werden! Organisiert wird das ganze von tuet. Für mehr Wertschätzung und ein längeres Leben unserer Kleidungsstücke. Ich finde die Idee toll und werde regelmäßig versuchen mitzumachen. Natürlich freue ich mich, wenn viele von Euch auch dabei sind oder einen Blick reinwerfen.
Ihr Lieben, jetzt wünsche ich Euch einen schönen Sonntag! Wir sind gerade auf dem Rückweg aus England, ich hatte eine tolle Zeit, fühle mich super erholt und freue mich jetzt schon wieder auf den Alltag in Köln.
Liebste Grüße,
Eure Selmin
Tüt
Ich liebe solche Refashion-Stories! Könnte ich mir den ganzen Tag reinziehen. Was ein anderer Schnitt doch aus einem geliebten Stoff machen kann, ist herrlich. Ich habe direkt kribbelige Finger und möchte meinen Kleiderschrank durchstöbern! Danke dafür, und auch für die Erwähnung vom Flickenfreitag, ich freue mich sehr darüber 🙂
Selmin von Tweed & Greet
Danke liebe Tüt! Ja, mir geht’s tatsächlich auch so, dass ich mich gerne durchstöbere. Ich freu mich einfach über den Flickenfreitag!? Liebe Grüße, Selmin
Sabine
Megatoll liebe Selmin!!!!!! Och muss gleich mal meinen Kleiderschrank durchforsten!
Selmin von Tweed & Greet
Vielen Dank liebe Sabine, ich wünsche dir viel viel Spaß!!!
Bine
Liebe Selmin,
das ist mal wieder ein unglaublich inspirierender Post <3 Ich muss jetzt wirklich mal meinen Kleiderschrank durchstöbern und schauen, dass ein paar Schrankhüter vielleicht doch wieder tragbar werden. Toll finde ich auch den Tipp, bestehende Elemente einfach zu übernehmen, wie z.B. die Knopfleiste.
Ganz liebe Grüße
Bine
Selmin von Tweed & Greet
Liebe Bine, ich freue mich, dass ich Dich ermuntern konnte, mal mit einem anderen Blick nochmal in den Schrank zu schauen:-) Ganz lieben Dank für Deinen Kommentar! Liebste Grüße, Selmin
Anni
Hallo liebe Selmin,
Wow, was für ein Zufall. Genau das gleiche Strandkleid besitze ich auch und trage es so selten, weil ich täglich Fahrrad fahre und es dann unangenehm kurz ist .
Warum bin ich noch nie auf die Idee gekommen, es zu kürzen? Es macht so ein tolles Oberteil, das für den Sommer perfekt ist. Danke dir für die Inspiration. Ich mag „boxy“ Oberteile eh gern.