Während ich diese Zeilen tippe, hängt mein neues buntes Blusenkleid Cocoon wieder am Kleiderbügel zur Reparatur, weil ihm ein Knopf fehlt. Und in meinem Kopf trällert’s: „1000 mal genäääääht. 1000 mal ist nichts passiert. 1000 und eine Naaaht…..“ Der Ohrwurm stört zwar meinen Schreibflow, aber er hat recht. Denn ein zu locker angenähter Knopf war nicht der einzige Vorfall beim Nähen dieses Blusenkleides. Fast hätte ich mir selbst nicht geglaubt, dass es das sechste Mal ist, dass ich dieses (unser!) Schnittmuster nähe, die ganzen Prototypen und ein zu kurzes Designbeispiel für Anja nicht mitgerechnet.
Da hab ich beim Nähen doch tatsächlich versehentlich eine der Knopfleisten einmal zu viel eingeschlagen, so dass eine Vorderseite der Bluse schmaler war, als die andere. Ich habe in meiner Routine sogar den Kragen ganz ohne Probleme rundherum komplett angenäht obwohl 3,5 cm des Halsausschnitts fehlten und den Steg abgesteppt, ohne dass mir etwas auffiel. Erst als die Anprobe ziemlich spät im Prozess, nach dem Fertigstellen des Kragens erfolgte, (ich kann mich glücklich schätzen, dass ich überhaupt noch eine Anprobe machte) fiel mir die dezentral platzierte Knopfleiste auf. Ich konnt’s nicht fassen. Also trennte ich den Kragen und die falsche Knopfleiste komplett auf und nähte ihn noch einmal an. Und wunderte mich erneut darüber, dass der Kragen auch dieses Mal ohne Probleme passte. Vielleicht hatte ich den Halsausschnitt beim ersten Mal einfach sehr überdehnt? Wahrscheinlich wird es für immer ein Rätsel dieses Kleids bleiben.
Nach zwei langärmeligen Cocoon Blusenkleidern ist dies mein drittes Blusenkleid Cocoon, die anderen drei sind Blusen in allen möglichen Längen, wie zuletzt meine Longbluse aus Musselin. Den Schnitt hab ich erstmalig mit kurzen Ärmeln genäht und die Manschetten umgeschlagen. Wer meinen Blogpost zu meinen Sommernähplänen gelesen hat, weiß bereits, dass das Kleid ist aus dem Wunsch entstanden ist, nach einem eher tristen Lockdown Winter etwas mehr Farbe und Lebendigkeit in meine Sommergarderobe zu bringen. Ich hatte ja schon mit meinem Leo-Kleid Cocoon meine blaue Komfortzone ein Stückweit verlassen, nun folgt nach einem gekauften Blumenblazer nun der nächste bunte Ausflug. Und ich muss sagen, ich liebe die bunten Farben!
Beim Planen des Kleides wusste ich, dass es knallig sein soll und bestellte eine paar Stoffmuster bei Nina von Juni Design. Große Vichykaros, Gesichter und abstrakte Prints, ich wollte, dass es knallt! Die Stoffe waren superschön und trotzdem verließ mich beim Anblick etwas der Mut, bin ich doch eher sehr fixiert auf kleine minimalistische Prints und Streifen als höchstes der Mustergefühle. Ich schrieb mit Nina hin und her. Hielt mir die Stoffproben immer wieder vor’s Gesicht, recherchierte nach Designbeispielen, um die Proportionen der Muster richtig einzuordnen. Und bestellte am Ende einen ganz anderen Stoff: Der mit den dicken Pinselstrichen von Katie Kortmann Art, ohne dass mir eine Stoffprobe dafür vorlag. Ziemlich kühn, ich weiß. Als der Stoff ankam, ging’s ein weiter mit dem Zögern. Das zarte Lila des Stoffs als Basis zu den Pinselstrichen. Hmm. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, je etwas in so einem hellen lila getragen zu haben.
Also wieder vor den Spiegel, Stoff vor’s Gesicht, Stoff um den Körper, Facetime mit Anja. Dann mehrere Tage großes Grübeln, als ginge es um eine lebenswichtigen Schritt und nicht um ein Stück Stoff für ein Kleid. Und dann stieß ich auf Instagram auf ein Foto von Katie Kortman, bei dem sie all die Stoffreste ihrer Kollektion zu einer Bluse, einer einzigen geballten Farbexplosion verarbeitet hatte. Ich feierte ihren kreativen Mumm und kanalisierte die ganze Ladung Katie-Kortman-Power in meinem Hirn und schnitt zu. Zwischen Kauf und Zuschnitt waren zwar schon drei Monate vergangen, aber hey, es war schließlich immer noch Sommer!
Nach mehreren Nähprojekten mit Viskose (ich spreche mit dir Bluse Escapade!) waren der Zuschnitt und das Nähen dieses Satin-Baumwollstoffs einfach die reinste Entspannung, vielleicht führte das in Kombination mit der Routine des bekannten Schnittes zu dem Synapsenkurzschluss mit der Knopfleiste, man weiß es nicht. Der Stoff ließ sich wunderbar verarbeiten und in Form bügeln – und auch auftrennen.
Wer mir auf Instagram folgt, weiß, dass Anja und ich zum 01.05. neue Büroräume in Köln bezogen haben. Ich nähte zum ersten Mal in unseren eigenen Räumen. Endlich nicht mehr auf dem Boden zuschneiden, sondern auf einem riesigen Zuschneidetisch, auf dem sich nichts befindet außer einer Zuschneidematte. Herrlich! Nur ans Fotos machen im Studio muss ich mich noch gewöhnen, da wir zwei große Schaufenster haben, fühlt es sich noch etwas befremdlich an, mit Selbstauslöser zu posieren. Aber hey, daran werden sich sowohl wir, als auch unsere Nachbar*innen gewöhnen müssen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr sehr happy. Ich fühle mich mit der Farbe richtig wohl, obwohl die Basisfarbe alles andere als meine bisherige Farbkomfortzone ist. Und wenn ich mir das Regenwetter da draußen so anschaue, weiß ich, dass ich mir die perfekte gute Laune-Leinwand gegen das grau dieses Kölner Sommers genäht habe. Und jetzt muss ich los. Den Knopf wieder annähen.
Ich wünsche euch eine schöne Woche und hoffe, dass eure Stadt mit ein bisschen mehr Sommerwetter glänzen kann!
Liebste Grüße,
Eure Selmin
Infos zu Schnitt und Stoff
Schnittmuster: Bluse und Blusenkleid Cocoon von Schnittduett
Stoff: Cotton Sateen Paint Splashes lilac von Katie Kortman Art, gekauft bei Juni Design. Allerdings ausverkauft. Bei Spoonflower kann man sich den Stoff noch auf das gewünschte Material drucken lassen.
Der Hundeopi ist unverkäuflich