Welche Nähgarnstärke eignet sich für meine Nähmaschine? Welches Nähgarn nehme ich für welches Nähprojekt? Diese Frage habe ich mir zu Anfang meiner Nähprojekte oft gestellt. Heute gibt es ein paar Tipps, die euch beim Nähgarn Kaufen unterstützen.
Sagt man „Faden“ oder „Garn“?
Bei den Begriffen Faden und Garn kann man schonmal durcheinander kommen. Und im Alltag werden die beiden Begriffe auch gern durcheinander gewirbelt. Um die Beiden Begriffe richtig zu gebrauchen, verwendet man den Begriff „Faden“ für die Fäden, wie sie aus der Spinnmaschine kommen. Wenn diese Fäden miteinander verzwirnt werden, wird daraus das Garn. Garn besteht also aus mehreren miteinander verzwirnten Fäden.
Die richtige Nähgarnqualität
Bei der Auswahl der Garne solltet ihr von Anfang an auf eine gute Qualität achten. Meine erste Garnausstattung war ein Garnkomplettset vom Discounter. Für die ersten Nähversuche hat es gereicht, aber auch da ärgerte ich mich sehr oft über reißendes Garn während des Nähvorgangs. Den Unterschied merkte ich erst, als ich in bessere Garne z.B. von Gütermann oder Mettler investierte.
Warum Omas Garn nicht immer das beste Garn ist
Beachtet, dass Nähgarne eure Kleidungsstücke zusammenhalten und einiges mitmachen sollten. Garne sollten ein glänzendes Garnbild haben, ohne Knötchen oder Staubpartikel. Das von der Oma geerbte geliebte Nähgarn oder Nähgarn vom Flohmarkt hat zugegebenermaßen einen hohen Nostalgiewert im Nähzimmer. Jedoch besteht hier das Risiko, dass das Garn mit den Jahren und evtl. unter falscher Aufbewahrung (im verstaubten Dachboden oder feuchten Keller o.ä.) spröde oder morsch wird und schnell reißt.
Reißprobe zum Testen der Nähgarnqualität
Achtet also darauf, bevor ihr nett gemeinten Geschenkangeboten von Bekannten zusagt, dass das Garn eine gute Qualität hat und macht mal eine Reißprobe: Einmal ruckartig am Garn ziehen. Springt es leicht elastisch zurück, ist durchaus noch Kraft im Garn. Wenn es direkt reißt, hat es an Elastizität verloren und ist spröde und sollte nicht mehr genutzt werden.
Welche Garnarten gibt es und welche Nähgarnstärke setze ich in meine Nähmaschine?
Polyestergarn, Seidengarn, Baumwollgarn… Nähgarne findet ihr in vielen verschiedenen Qualitäten, Materialien und Farben. Und auch in ihren Eigenschaften unterscheiden sich Nähgarne. Zu jedem Nähprojekt könnt ihr die passenden Nähgarne finden und auch die Nähgarnstärke (Dicke des Nähgarns) ist entscheidend. Die Stärke des Nähgarns wird durch Nummern gekennzeichnet. Dabei sollte man wissen, dass die Nummern sich umgekehrt zur Stärkeeigenschaft verhalten: Je höher eine Stärkenummer des Nähgarns ist, desto feiner ist das Nähgarn. Je niedriger die Nummer ist, desto stärker ist das Garn.
Polyestergarn
Welche Eigenschaften hat Polyestergarn?
Polyestergarn ist das gängigste Allzweckgarn und wird auch als Allesnäher bezeichnet. Man kann es zum Nähen mit der Hand und mit der Nähmaschine nutzen. Es ist unkompliziert und wird in vielen bunten Farben angeboten. Polyestergarn schrumpft nicht beim Waschen oder Bügeln und ist reißfest. Man kann es für alle elastischen und unelastischen Stoffe wie z.B. Jersey und Baumwolle, aber auch Samt, Chiffon und Seide nutzen.
Welche Garnstärke nehme ich für Nähprojekte mit Polyestergarn?
- Garnstärke 120 – 100: Diese Garnstärken eignen sich zum Zusammennähen von leichten bis mittleren Stoffen mit der Nähmaschine. Kann sowohl für die Nähmaschine als auch die Overlockmaschine verwendet werden.
- Garnstärke 40 – 30: Starke Garne zum Zusammennähen von stark beanspruchten Nähten und dicken Stoffen z.B. Jeans, Arbeitskleidung und Polsterungen
Baumwollgarn
Welche Eigenschaften hat Baumwollgarn?
Baumwollgarn ist nicht elastisch und sollte auch nur für unelastische Stoffe wie Baumwolle oder Leinen verwendet werden. Weil es nicht dehnbar ist, reisst es schneller. Bitte beachtet, dass Baumwollgarn beim erstmaligen Waschen auch etwas eingehen kann. Anders als Polyestergarn, kann man Baumwollgarn mit Textilfarben nachträglich färben. Ihr könnt es ebenfalls zum Hand- und Maschinennähen verwenden.
Welche Garnstärke nehme ich für Nähprojekte mit Baumwollgarn?
- Garnstärke 80 – 60: Für feine, leichtere, empfindliche Stoffe geeignet, auch zum Nähen von zarter Wäsche.
- Garnstärke 50: Geeignet für mittlere Stoffe.
- Garnstärke 40 bis 30: Geeignet für dicke feste Stoffe wie Jeans und Heimtextilien, Arbeitskleidung.
Seidengarn
Welche Eigenschaften hat Seidengarn?
Seidengarn aus reiner Seide kann für hochwertige Schneiderarbeiten mit edlen Stoffen, z.B. Satin- oder Seidenstoffen verwendet werden oder für zarte Woll- und Cashmerestoffe. Es ist reißfest, dehnbar und verfügt über einen schönen Glanz und kann sowohl für Handnäharbeiten als auch zum Nähen mit der Nähmaschine genutzt werden.
Welche Garnstärke nehme ich für Nähprojekte mit Seidengarn?
- Garnstärke 100: Geeignet zum Zusammennähen feiner Stoffe
- Garnstärke 40 – 30: Geeignet zum Nähen von dickeren Stoffen wie z.b. Wolle.
Welches Nähgarn verwende ich also für mein Nähprojekt?
Welches Nähgarn ihr verwenden könnt, hängt ganz von eurem Nähprojekt ab. Dickere Stoffe sollten nicht mit dünnem Baumwoll- oder Seidengarn genäht werden, da diese Nähgarne eher reißen können. Dünnere Stoffe näht man mit dünnem Nähgarn, wie dünnem Polyesternähgarn.
Tatsächlich habe ich am Anfang mal versucht, mit Jeansnähgarn (ich wusste damals nicht, dass es Jeansnähgarn ist) ein Oberteil aus Crêpe zu nähen. Es klappte, aber der Stoff wellte sich und an Versäubern der Naht war nicht zu denken, weil das Garn einfach viel zu dick war und den dünnen Stoff quasi fraß. Der wichtige Zusammenhang zwischen Garn- und Stoffdicke wurde mir leider erst später klar.
Ich hoffe ich konnte eure Fragen zu Nähgarnen klären. Falls ihr noch Fragen habt, dann stellt sie gern in den Kommentaren.
Meine Garnempfehlungen
Seid ihr auf der Suche nach gutem Nähgarn? Hier zeige ich euch meine Lieblingsgarne auf die ich gern zurückgreife. Die Links führen zu Affiliate Links.
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Ihr wollt noch mehr über’s Nähen lernen? Hier gibt es noch weitere Anleitungen zu den Themen
- Überblick über die Nähmaschine
- Nähfüßchen austauschen/einsetzen
- Nähnadel austauschen/einsetzen
- Ober- und Unterfaden einfädeln
Liebste Grüße,
Eure Selmin
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Anonymous
Jetzt weiß ich aber immer noch nicht ,ob ich 40,0der 50 Garn verwenden soll für normal.welches ist stärker?
karin Schell
Also grundsätzlich ist 40er Garn stärker als 50er Garn, da die Feinheit des Garnes als Quotient von Gewicht und Länge angegeben wird. Diese Garnstäken finden sich eher bei Baumwollgarn, von dem ich aber ebenso abraten würde, wie der Artikel oben es schon schön beschrieben hat, wenn nicht gerade ein Kleidungsstück genäht wird, das später eingefärbt werden soll. In anderen Fällen hat Baumwollgarn kaum noch eine Daseinsberechtigung, da es schneller reißt, nicht lichtecht ist und mit dem Alter brüchig wird. Ein (gutes) Polyestergarn kann zudem viel feiner sein, bei gleicher Reißfestigkeit und drückt sich dadurch beim Bügeln nicht durch. Da ist dann aber 120er Garn die Norm, für Jeans oder sonst stabilere Nähte kann ein 60er-80er Garn genommen werden, für Leder ein 30er-50er Garn.
Selmin von Tweed & Greet
Danke für die schöne Erklärung! Liebe Grüße, Selmin
TexCo
FADEN heißt meines Wissens nach linienförmiges Gebilde. Aus der Maschine (chemische Basis) kommen Filamente oder Fasern (natürlicheren Ursprungs). Gaanz grob