Die Frühjahrsgarderobe im Lockdown planen – irgendwie gar nicht so einfach, wenn die gewohnten kreativen Anreize von außen fehlen. Durch die Beschränkungen der letzten Monate fehlt mir der Input, der mich sonst inspiriert: Ein Spaziergang durch die Läden, eine kleine Städtereise, Sitzen im Café und Menschen beobachten, Museen und Galerien, Treffen mit Freunden und bewundern ihrer Outfit-Kombinationen. Meine Inspirationsanreize finden momentan hauptsächlich über den Bildschirm statt und draußen in Spaziergängen. Die beiden letzten Wochen hatte ich mit einem großen Motivationsloch zu kämpfen. Ich konnte mich nicht an den Rechner setzen, ohne zu prokrastinieren. Also hab ich mich eines Morgens gar nicht erst an den Schreibtisch gesetzt, das Handy weggepackt und meinen Kleiderschrank komplett ausgeräumt. Ich musste diese Prokrastionationsenergie irgendwie sinnvoll umwandeln. Das war der Start in meine Capsule Wardrobe Pläne für den Frühling. Normalerweise würde ich damit mit einer Collage mit Magazinen oder am Rechner starten, aber ich wollte was mit den Händen tun und musste einmal physisch eine Bestandsaufnahme meiner bestehenden Kleidung machen.
Ich hab vor zwei Jahren begonnen, das erste Mal die Capsule Wardrobe Methode auszuprobieren. In den letzten beiden Saisons, hat mir das Prinzip sehr dabei geholfen, zu entscheiden, welche Schnitte, Farben und Stile ich gerne trage und worauf ich verzichten kann, das hat mich bisher gut vor Fehlkäufen von Kleidung, Schnittmustern und Stoffen bewahrt.
Für den Frühling habe ich alle Kleidungsstücke des Winters direkt weggelagert und nur ein paar warme Sachen draußen gelassen, die ich jetzt in der Übergangszeit noch gebrauchen kann und anziehen möchte. Und wenn ich die Schneeflocken draußen so beobachte, war das eine sehr gute Entscheidung. Dann hab ich die frühlingshaften Stücke hervorgeholt. Auch dieses Mal nahm ich mir viel Zeit, probierte alles an, kombinierte, kontrollierte auf Passform, eventuelle Risse, Löcher oder fehlende Knöpfe. Ich wollte einen genauen Überblick über meine aktuelle Garderobe. Mein Ziel der Capsule Wardrobe ist, dass ich meine Kleidungsstücke einfach rausnehmen, kombinieren und anziehen kann, ohne mir Gedanken zu machen.
Ich richtete ein Abteil mit den Kleidungsstücken ein, die ich dieses Jahr auf jeden Fall tragen möchte. Lediglich ein paar Basicteile wie T-Shirts wurden gefaltet in Schubladen gelegt. Der Rest wurde ordentlich in einem anderen Abteil des Kleiderschrankes verstaut. Zuerst war alles ganz schön chaotisch im Raum, aber nach und nach wurde es immer aufgeräumter und ruhiger, sowohl im Zimmer als auch bei mir.
Mein Körper hat sich in den letzen beiden Jahren wieder verändert und ein paar der Kleidungsstücke, die bisher meine Gewichtsschwankungen mitgemacht hatten, bzw. die ich bisher immer gut anpassen konnte, haben schon letzte Saison ihre Grenze erreicht und so mussten ein paar langjährige Lieblingsstücke, wie meine Jumpsuits und Latzkleider von Tilly & The Buttons und meine selbstgenähten Jeans dieses Mal weichen, weil sie nicht mehr bequem saßen. Ich verstaute diese Sachen nicht ohne Wehmut zusammen mit anderen noch zu sommerlichen Teilen ebenfalls im Nebenabteil.
Auch wegen der guten Capsule Wardrobe Planung habe ich letztes Jahr nicht so viel Neues genäht wie sonst, aber ich freue mich auf die Kleidungsstücke, die letzen Spätsommer noch entstanden sind und die mich dieses Jahr wieder begleiten werden, wie meinen Blanca Flightsuit, die Culottes und Blusenshirts der Bloom Collection, meine Passiflore Bluse. In den letzten Jahren habe ich die bequemen Jeanshosen der nachhaltigen Labels Dawn Denim und Closed für mich entdeckt, die endlich ohne Kompromisse perfekt passen. Diese werden mich auch dieses Jahr begleiten zusammen mit der kürzlich reparierten neuen gekauften Jeans. Und dann ist da dieses eine guilty pleasure Teil, an dem ich vor ein paar Wochen einfach nicht vorbeikam. Ein geblümter Blazer von Sezàne. Die Blumen haben wir schon auf den Produktfotos extrem gute Laune gemacht. Und in live finde ich ihn sogar noch schöner. Er passt perfekt und ich habe ihn die letzten beiden Wochen zusammen mit Rollkragenpullovern zu Hause im Home Office und auch am Wochenende getragen. Ein Kleidungsstück, das schlagartig mein Gemüt verbessert und mich in Frühlingsstimmung versetzt.
Nach vier Monaten Winter und Beschränkungen sehne ich mich jetzt wirklich danach, mehr Farbe zu tragen als sonst. Ich war zwar noch nie jemand, der häufig mit Jogginghose und Sweater zu Hause herumläuft, aber gerade die letzten Monate haben dazu beigetragen, dass ich jetzt wirklich keine Lounge Wear aus Sweat mehr irgendwo sehen kann. Ich möchte zwar weiterhin bequeme Kleidung im Homeoffice tragen, aber sie darf ruhig wieder schicker kombiniert sein, Lockdown Chaos und Kontaktbeschränkungen hin oder her. Das gleiche gilt für Schmuck. Bisher war ich kein wirklicher Ohrringträger, aber ich habe gemerkt, dass es mir sehr viel Spaß macht, hier mit großen Schmuckstücken Statements zu setzen. Sie verändern meinen Typ und fühle mich wie eine Abenteurerin in dieser Zeit, in der sonst nicht viel außerhalb meiner eigenen vier Wände passiert.
Meine Kleidungsstücke habe ich nach Farben sortiert und festgestellt, dass in ich meine Farbpalette immer mehr ausweite. Der Anteil an Blau hat sich inzwischen sogar etwas reduziert. Ich habe in letzter Zeit viel mit neutralem weiß, Erd- und Brauntönen kombiniert. Der Blümchenblazer passt mit seinen vielen Farbkombinationen perfekt in diese Farbpalette. Mit der Sortierung nach Farbe konnte ich ganz gut erkennen, welche Farben ich noch integrieren und gut kombinieren kann.
Eine kleine Collage gab es dann am Ende doch: Inspirationen über die ich in den letzten Wochen gestolpert bin und mit denen ich ein paar Nähprojekte geplant hab. Die Stoffe: Blautöne, Streifen, ein bisschen Wildlife (ihr wisst ja, ich brauch Abenteuer), neutrale Farben. Und gerade ist der Stoff für ein wirklich buntes sommerliches Hemdblusenkleid Cocoon angekommen, ich bin gespannt!
Eine Cocoon Longbluse aus blauem Musselinstoff steht gerade in der Pipeline, ein klassisches weißes T-Shirt mit hohem Rundhals (perfekt für unter den Blumenblazer) und ein Blusenshirtkleid mit Zebraprint (für unter meinen weißen Jasika Blazer). Und dann ist da noch der neue Schnittduett Schnitt bei dem wir in der hoffentlich letzten Phase sind. Ich freue mich richtig auf die Stücke!
Meine Frühjahrsgarderobe ist dieses Jahr inspiriert von der Sehnsucht nach blühender Natur, buntem Stadtleben und der Lust mich wieder einfach in Schale zu werfen, egal ob im Homeoffice, beim gemeinsamen Feierabend mit meinem Mann zu Hause, den Supermarktbesuch, Gassirunden, den Spaziergang mit der Freundin oder „Gartenarbeit“ auf der Terasse. Die Zeiten der klassischen Loungewear und Cocooning zu Hause rücken für mich in den Hintergrund und ich freu‘ mich darauf, mir kleine Gelegenheiten zu schaffen, meine Frühlingsstücke mit Freude zu kombinieren und zu tragen. Wie weit seid ihr mit euren Plänen für die wärmere Jahreszeit? Wie inspiriert ihr euch in solchen Zeiten? Habt ihr auch schon eine Idee in welche Richtung ihr euch mit eurer Garderobe treiben lassen möchtet? Lasst es mich gerne wissen! Ich bin gespannt auf eure Pläne!
Liebste Grüße,
Eure Selmin
Fredi
Liebe Selmin, deine Pläne klingen super. Ich kann deine Sehnsucht nach Farbe total nachvollziehen! Bei mir sind es gerade auch vor allem Erdfarben, Richtung Braun und Creme, die auf meiner Liste stehen. Generell geht es weiterhin eher weg von Mustern hin zu gut kombinierbaren und schlichten Teilen. Aber einen genauen Plan habe ich noch nicht.
Deine Ohrringe sind mir letztens bei eurem Insta-Live-Nähen schon aufgefallen! Ich hab ja (leider) keine Ohrlöcher und manchmal wünsche ich mir, geile große Ohrringe tragen zu können… 😅
Ich freue mich auf jeden Fall auf deine kommenden Projekte.
Liebe Grüße, Fredi
Anonymous
Was bitte sind „Morgende“?!