Herbstpläne: Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

– Enthält Werbung –

Die letzten Wochen habe ich mich mit einem bisher wissentlich von mir vermiedenen Konzept beschäftigt: Dem Capsule Wardrobe Konzept. Meine Freundin Laura Hertel startet in wenigen Wochen ihren Capsule Wardobe Workshop und hatte mich gefragt, ihn im Vorfeld zu testen und ihr Feedback zu geben. Als alte Capsule Wardrobe Kritikerin hab ich diese Herausforderung sehr gern angenommen. Ich war sehr neugierig, wie sich diese Challenge bei mir anfühlt und was sich für mich verändert.

Was das Capsule Wardrobe bisher für mich bedeutete

Das Thema Capsule Wardrobe war für mich lange Zeit verbunden mit eher reißerischen Überschriften: „Diese Frühlingsteile brauchst Du in Deiner Capsule Wardrobe!“ „Capsule Wardrobe: Mit diesen 7 Teilen kommst Du Perfekt durch den Herbst!“ „So reduzierst Du Deine Garderobe auf 10 Teile!“ Es war für mich eine Methode von Magazinen, Modelabels und Fashion-Influencern, Konsumenten dazu zu animieren, jede Saison neue Trendteile zu erwerben – damit erstere Geld verdienen – und um unreflektiert auszumisten was nicht mehr im Trend ist oder nicht mehr gefällt. Ein Konsum-Anheizer, der dazu verleitet, sich für jede neue Saison tolle Teile zu kaufen, die dann wenige Monate getragen werden, um sie dann – im besten Fall – in den (leider auch bereits überfüllten) Kreislauf der 2nd Hand Fast Fashion zu werfen oder – im schlimmsten Fall – zu entsorgen. Schließlich ist Minimalismus Trend, weniger ist mehr. Für Jedes neue Teil, muss ein anderes Teil raus! Für mich war das bisher eine sehr einfache Methode, seinen Kleiderschrank unter dem Deckmantel des Minimalismus vollzumüllen, um am Ende einfach wieder auszumisten, weil wegen Minimalismus. Ihr versteht?

Ich liebe meinen vielfältig bunten (ok, blaulastigen) Inhalt meines Kleiderschrankes voller Klamotten. Ich habe den Inhalt über Jahrzehnte gefüllt, ja, auch ausgemistet: Nicht mehr Passendes, Durchgetragenes, Fehlkäufe oder unpassende Geschenke. All das hat mein Kleiderschrank erlebt. Bisher pfeifte ich darauf, meine Kleider nach Winter und Sommersachen auszusortieren. Weil ich es für Zeitverschwendung hielt und behauptete gern, dass manchmal durchaus auch Sommerklamotten mit Strickjacken etc. gut kombinierbar sind. Auch wenn ich es am Ende im tiefsten Winter selten tue.

Mich also mit dieser Capsule Wardrobe Geschichte nur auf ein paar wenige Teile zu beschränken, wenn ich mich doch schon von meinen Sommerklamotten im Winter nicht trennen kann und den Rest einfach ausmisten? No way! Ich bekam schon beim Gedanken daran Beklemmungen. Je öfter mir also der Begriff Capsule Wardrobe begegnete, desto mehr machte ich dicht bei dem Thema und lebte mein Leben.

Also, warum was ändern?

Zugegebenermaßen sind meine Ordnung im Kleiderschrank und mein bisheriges „System“ aber auch alles andere als optimal, auch wenn ich happy mit dem Inhalt bin. Es herrscht oft Chaos in meinem Kleiderschrank. Dadurch, dass sich meine Maße immer wieder verändern, habe ich immer zwei manchmal sogar drei Kleidergrößen darin. Das führt zwangsläufig zu Frust, weil Klamotten, die ich gerade gern anziehen würde, doch nicht passen und ich oft vor dem Problem stehe, nichts zum Anziehen zu finden, obwohl absolute Fülle im Kleiderschrank herrscht.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Weil ich eben aber immer alles gleichzeitig im Kleiderschrank habe, wirkte mein Schrank dadurch oft überfüllt und chaotisch. Ja. Ich bekam regelmäßig Knäuelberge im Schrank, weil nach Anproben hektisch die Klamotten wieder zurückgeschmissen oder mitten aus einem Stapel herausgenommen wurden, der dann einfach umfiel und nicht direkt wieder aufgestellt wurde. Alle paar Wochen, räumte ich also auf, holte alles raus, faltete ordentlich, war happy und wiederholte das ganze Dilemma ein paar Wochen später. Das war mein bisheriger Kleiderschrankkreislauf. Ich machte mir bisher aber auch nie ernsthaft Mühe, regelmäßig zu schauen, was gerade passt und was nicht und ggf. die Abteile danach zu sortieren. Optimierungsbedarf bestand also durchaus. Ich ignorierte ihn jedoch gekonnt. Genauso wie ich das Thema Capsule Wardrobe ignorierte. Und auch als zwei von mir geschätzte Frauen, Anja und Laura, in meinem Umfeld anfingen, sich mit diesem Konzept zu beschäftigen, war ich erst ziemlich zurückhaltend mit meiner Euphorie.

Meine Auseinandersetzung mit der Capsule Wardrobe Methode

Als Laura mir dann letztes Jahr von ihrer Capsule Wardrobe Challenge Idee erzählte, hab ich viele spannende Gespräche mit ihr zu ihrer Einstellung zum Capsule Wardrobe Konzept geführt und ich muss zugeben, dass es mich neugierig machte. Ich liebe Laura’s Stil und ich weiß, dass sie ebenfalls kein Typ für „mit 7 Teilen durch den Winter ist“. Vielleicht gab es für mich doch eine Chance. Man kann das Thema schließlich für sich so interpretieren, wie es zum Leben und Gewohnheiten passt und die beste Lösung für sich daraus ziehen. Die Kleidungsstücke, die man in der jeweiligen Saison nicht trägt, können weiterhin im Schrank hängen, nur evtl. in einem weiteren Abteil oder in der Ecke, so dass man Stück für Stück Zeit hat, sich auch mit ihnen zu beschäftigen. Und eine Capsule Wardrobe sei gar nicht, wie von mir immer argwöhnisch betrachtet, gleich mit vielen Neukäufen verbunden. Ziel wäre es am Ende, sich ernsthaft mit seiner (Wunsch-)Garderobe und seinen Lebensgewohnheiten auseinanderzusetzen und seine Garderobe darauf abzustimmen. Es war, im Gegenteil, eine Methode, um seine Garderobe zu reflektieren, nachhaltig, also über einen langen Zyklus. Trotzdem war ich noch etwas skeptisch.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge beginnt

Und dann kam Lauras Workshop. Mitte August ging es los. Ich startete nach meinem Urlaub. Sechs Wochen lang „begleitete“ mich Laura mit Ihren E-Mails und Arbeitsblättern dabei, meine Traumgarderobe zu „erträumen“, mir ein Farb- und Musterkonzept zu überlegen, meinen Kleiderschrank und meine Arbeits- und Lebensgewohnheiten zu analysieren, aufzuräumen, umzusortieren und Stück für Stück meine Capsule Wardrobe für die Herbstsaison aufzubauen. Jede Woche bekam ich von Ihr eine E-Mail mit unterschiedlichen Aufgaben.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge
Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Zunächst wurden Ziele gesetzt, ein Moodboard mit Wunschstilrichtungen, Farben und Outfits für die Saison zusammengesucht, Wunschfarben und Muster gewählt. Bei der Recherche und dem Erstellen meines Moodboards habe ich meinen Wünschen freien Lauf gelassen, mir aber als Ziel gesetzt, wirklich so viel wie möglich von dem zu tragen, das ich bereits im Kleiderschrank habe. So kamen in mein Moodboard nicht nur fremde Bilder sondern auch Fotos von mir in meinen Lieblingssachen, die ich auf alle Fälle tragen wollte.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Dann kam der Teil, vor dem ich mich am meisten fürchtete: Das Ausräumen des Schrankes. Ich klebte mir das Moodbard und meine Farb- und Musterpalette an den Schrank und räumte alles aus dem Schrank. Die Teile, die ich tragen wollte und die zu meinem Moodboard passten, probierte ich an und räumte sie in das linke Abteil meines Schrankes zurück. Daraus wurde mein Abteil für meine Capsule Wardrobe. 40 Teile spricht das ursprüngliche Capsule Wardrobe Prinzip einem zu. Pyjamas, Sportsachen + Unterwäsche zählte ich nicht dazu. Das muss man aber auch nicht.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Der Inhalt meiner Capsule Wardrobe:

Es überrascht nicht, dass sich viel Blau unter meinen Farben befindet und dass ich es als Basisfarbe auserkoren habe, zusammen mit Weiß und Schwarz. Außerdem wollte ich unterstützend mit anderen Farben wie erdigen Naturtönen, Braunrot, Dunkelgrün, und Grau experimentieren. Alles lässt sich bisher untereinander kombinieren. Mit Hilfe von den weiteren Worksheets, hab‘ ich analysiert, was ich noch brauche und wie ich meine Traumgarderobe, die ich in den ersten Sessions erarbeitet hab, ergänzen könnte.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Mittlerweile bin ich schon etwas länger als sechs Wochen mit meiner Capsule Wardrobe unterwegs und sie ist bereits jetzt so gut bestückt, ich vermisse nichts, auch wenn ich nichts neu gekauft hab. Unten habe ich alle aktuellen Teile mal aufgelistet. Es sind allerdings mittlerweile auch Teile dabei, die ich doch gar nicht angezogen habe (unten in der Liste mit * gekennzeichnet) oder Sachen, für die es bald zu kalt wird (unten in der Liste mit ** versehen), so dass ich darauf aufbauend meine Herbst-/Winternähpläne für neue Kleidungsstücke vorbereite und diese Teile austauschen werde.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Ich freue mich, Euch in den nächsten Wochen meine Pläne und Anpassungen für meine Capsule Wardrobe zu zeigen. Auf der Agenda stehen vor allem: Refashion und Reparieren von Teilen, um sie wieder tragbar zu machen, denn auch davon gab es ein paar Erfordernisse . Außerdem benötige ich Hosen, denn viele alte passen gerade nicht. Und eventuell wird ein senfgelber Cordblazer seinen Weg bahnen, als Farbtupfer. Da weiß ich allerdings jetzt schon, dass die Stoffsuche etwas langwierig sein wird. Senfgelb ist nicht gleich Senfgelb.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Und hier nun der Inhalt der zusammengestellten Capsule Wardrobe aus meinem Schrank:

Oberteile – 16 Stück:

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Kleider (6 Stück)

Jacken und Strickjacken (6 Stück)

Hosen (6 Stück)

Zusätzlich kommen ein paar Basicteile dazu, schlichte Dinge, die ich mit allem kombinieren kann, für „nicht so kreative Tage“ um es mit Lauras Worten zu sagen. Ich muss zwischendurch immer wieder schmunzeln, wenn ich dann im Homeoffice nach meinen „Basics“, den Ringelshirts, greife und denke: Heute mal ein unkreatives Outfit:-)

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Der Rest der Kleidungsstücke wurde übrigens ordentlich in den rechten Teil des Kleiderschranks geräumt. Und erstmals unterteilte ich auch nach Winter und Sommersachen. Die Sommersachen räumte ich alle weg. Ich war erleichtert, wie luftig sich der Schrank im Gegensatz zu vorher doch anfühlte. Und freue mich, auf diese Weise die Sommersachen im Frühjahr neu zu entdecken.

In den nächsten Wochen werde ich mich auch mit den restlichen Sachen im anderen Schrankabteil beschäftigen und inspizieren, was die nächsten Jahre auf alle Fälle zum Einsatz kommt. So kann ich mir in Ruhe Zeit nehmen und die Kleidungsstücke stehen nicht in Kisten irgendwo herum und bereiten mir somit auch kein schlechtes Gewissen.

Mein Fazit zur Capsule Wardrobe und speziell Lauras Workshop:

Die von mir so kritisierten Anreize zum Neukauf sind nicht aufgetreten, ganz im Gegenteil: Mit dem Kurs konnte ich mich endlich in Ruhe mit meinem manchmal etwas chaotischen Kleiderschrank beschäftigen, um am Ende festzustellen, dass ich mir bereits viele tolle Outfits für die aktuelle Saison zusammenstellen kann, ohne etwas zu shoppen. Für mich war es wie Shoppen aus dem Kleiderschrank! Viele Teile, die schon mehrere Jahre alt sind, trage ich momentan neu kombiniert super gern. Es war schön, mir mal wertvolle Zeit für mich und meine Wohlfühlgarderobe zu nehmen, was ich ohne den Workshop nie getan hätte. Und dadurch, dass ich die anderen Sachen einfach in das Schrankabteil daneben platziert habe, fühle mich auch gar nicht eingeschränkt, theoretisch könnte ich einfach danach greifen wenn ich wollte.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Laura hat mich ganz entspannt durch die sechs Wochen geführt. Besonders gefallen hat mir, dass sie immer wieder betonte, dass man sich nicht damit stressen soll und sich gegenüber auch ein bisschen Flexibilität zeigen kann. Als ich ihr zwischendurch eine Nachricht schrieb, dass meine 40 Teile Marke eventuell etwas überschritten war, schickte sie mir nur ein Lächeln und den Tipp, dass es okay sei und vor allem darum geht, mich mit meiner Garderobe auseinanderzusetzen.

Vor allem fand ich aber gut, dass sie in ihrem Workshop keine Stil-/Farbrichtung zu bestimmten Typen aufdrängt. Ich konnte frei nach meinen Vorlieben wählen, ohne dass sie Klischee-Tipps nach dem Motto: „Schau mal, ob die breiten Hosen wirklich was für deine kurzen Beine sind und nicht auftragen“ gab. Solche Tipps finde ich persönlich immer sehr grenzwertig und bin überzeugt, dass sie oft nur eher Schaden anrichten, statt zu helfen. Weil sich manche dadurch vielleicht verunsichern lassen und dann Kleidungsstücke doch nicht tragen, weil sie irgendwo gelesen haben, sie wären nicht der Typ dafür oder hätten nicht die passende Figur. Daher war ich sehr glücklich, keine solchen Tipps dort zu finden sondern motivierende Anregungen, seine Vorlieben zu entdecken.

Meine Capsule Wardrobe Leidenschaft ist entfacht – das kann ich ruhigen Gewissens sagen. Ich freue mich auf weitere Capsule Wardrobe Seasons!! Ich werde bestimmt im Laufe des Winters noch ein paar Outfits zeigen mit meiner Capsule Wardrobe. Und auf alle Fälle zeige ich euch demnächst meine Pläne, um meine Garderobe zu ergänzen.

Wer bis hierhin gelesen hat und neugierig geworden ist, der kann sich übrigens bei Laura zu ihrem Newsletter anmelden und kostenlos ihren Capsule Wardrobe Planer herunterladen. So verpasst ihr auch nicht den Start Ihres Capsule Wardrobe Workshops, der ab dem 21.10. losgehen soll. Perfekt für alle, die danach tiefer die Planung ihrer Capsule Wardrobe einsteigen möchten. Und falls ihr durch ihre Blogposts zum Thema Capsule Wardrobe stöbern möchtet, hier entlang.

Ihr Lieben, meine Capsule Wardrobe und ich wünschen Euch noch eine schöne Woche,

Liebste Grüße, Selmin

P.S:Ich habe Lauras Capsule Wardrobe Challenge kostenlos getestet, um Laura Feedback geben zu können. Dieser Blogpost dazu ist aus eigener Motivation entstanden, weil ich ihn gut fand und weiterempfehle. Es bestand keine Vereinbarung mit Laura dazu. Trotzdem muss ich diesen Beitrag mit „Werbung“ kennzeichnen.

Meine persönliche Capsule Wardrobe Challenge

Selmin Ermis-Krohs

Als Slow Fashion & Living Enthusiastin bin ich der kreative Kopf hinter dem Blog Tweed & Greet und Co-Founderin des Kölner DIY Fashion Labels Schnittduett. Ich bin Buchautorin von zwei Nähbüchern, Fotografin, Designerin, Content Creator, Multilinguistin, stolze Hundemama und ich glaube sehr stark daran, dass wundervolle Dinge geschehen können, wenn man sich erlaubt, ein langsameres und kreativeres Leben zu führen. Mit Ideen rund um mein Steckenpferd DIY Fashion zeige ich hier neben nachhaltiger und selbstgenähter Mode, Anregungen, die euch anfeuern sollen, mehr Kreativität in den Alltag zu bringen und auch mal etwas Langsamkeit zu zelebrieren.

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2 Kommentare

  1. Antworten

    munjachan

    11. Oktober 2019

    Liebe Selmin,
    danke für den tollen Artikel <3
    Ich habe einen Kleiderschrank der wahrscheinlich zu 50% aus "Passt nicht", "Mag ich nicht mehr" & "Ist kaputt und somit nur für daheim" besteht ^^ und das führt zu häufigem Anprobieren, zurück in den Schrank, nächstes Teil, zurück in den Schrank, so dass dort Dauerchaos herrscht…
    Ich habe schon einige Mal probiert etwas Struktur rein zu bringen und insbesondere einen Wechsel zwischen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter zu machen.
    Ich denke morgen starte ich mal einen neuen Versuch mit den Impulsen aus deinem Blogbeitrag 🙂

    LG,
    Katharina

    • Antworten

      Selmin von Tweed & Greet

      11. Oktober 2019

      Liebe Katharina, vielen lieben Dank für Deinen netten Kommentar! Ich freue mich, dass ich dich inspirieren konnte!! Liebe Grüße, Selmin

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